Tipps zur Aufbewahrung und zur Pflege von Kunstwerken: Ein Leitfaden für Kunstkäufer:innen und Kunstbesitzer:innen
Der Kauf eines Kunstwerks ist ein aufregender Moment für jeden Kunstliebhaber/ jede Kunstliebhaberin, sei für eine:n erfahrene:n Sammler:in oder für eine:n Erstkäufer:in. Der Erwerb eines Kunstwerks ist nicht nur eine emotionale Entscheidung, sondern kann auch eine Investition sein. Jede:r Kunstkäufer:in und jede:r Kunstbesitzer:in möchte, dass die Werke in ihrer Sammlung langfristig bestmöglich erhalten bleiben und gleichzeitig auch den Gästen optimal präsentiert werden. Um den Wert und das ästhethische Erscheinungsbild Deiner Kunstwerke auf lange Zeit zu bewahren, ist die richtige Aufhängung, Lagerung und Pflege entscheidend. Nur durch optimale Bedingungen bleibt die Kunst dauerhaft geschützt und in ihrem Zustand erhalten.
In diesem Leitfaden erfährst Du die wichtigsten präventiven konservatorischen Grundregeln für die optimale Aufbewahrung und Ausstellung Deiner Kunst, so dass sie auch noch in vielen Jahren so strahlt wie am ersten Tag.
1. Aufbewahrung wichtiger Dokumente
Der erste Punkt dürfte für Kunstbesitzer:innen keine Überraschung sein: Die Aufbewahrung wichtiger Dokumente rund um das erworbene Kunstwerk ist essenziell. Dabei gehören Kaufbelege, Provenienzdokumente, Quittungen, Echtheitszertifikate, kunsttechnologische Untersuchungsergebnisse, Fotos, Zustandsprotokolle sowie Objekt- oder Künstlerbeschreibungen. Diese Dokumente sind entscheidend, wenn es um die Wertermittlung, einen möglichen Weiterverkauf oder allgemein um den Schutz der Kunstinvestition geht.
Möglicherweise sollte auch eine Kunstversicherung in Betracht gezogen werden. Sie bietet Schutz vor Diebstahl, Verlust oder eventueller Beschädigung. Eine Schadensversicherung ist inbesondere für hochpreisige Kunstwerke oder ganze Sammlungen ratsam.
2. Das optimale Klima
Durch präventive Massnahmen kann die Alterung eines Kunstwerks verlangsamt werden. Indem optimale klimatische Umgebungsvoraussetzungen bei der Lagerung bzw. bei der Ausstellung geschaffen werden, können Kunstwerke so gut wie möglich erhalten bleiben. Einflussfaktoren sind dabei Licht, Feuchtigkeit, Temperatur und Luftschadstoffe.
Verschmutzte Luft (Rauch, Staub, Chemikalien) kann die Malterialien des Kunstwerks angreifen und chemische oder biologische Prozesse hervorhufen. Eine erhöhte Temperatur verursacht sogar eine schnellere Reaktionsgeschwindigkeit dieser Prozesse.
Hygroskopische Materialien wie Holz, Papier, Leder, Pergament, Wolle, Textilien und andere organische Substanzen reagieren bei Veränderung der relativen Luftfeuchte (RF), d.h., sie stehen in ständiger Wechselwirkung mit der Luftfeuchtigkeit. Trockene Luft entzieht dem hygroskopischen Material die Feuchtigkeit; es verliert an Gewicht, schrumpft oder wird spröde. Zu feuchte Luft bewirkt ein Quellen bzw. Erweichen des hygroskopischen Materials. Klimaschwankungen halten die Objekte dadurch in ständiger Bewegung und früher oder später reisst das Leinwandgemälde oder platzt die Farbfassung von der Skulptur ab.
Für jedes Material variiert die optimale RF. Für Papierwerke gilt z.B. eine relative Feuchte von 40-55% als optimal, für Holz- und Tafelbilder 45-60% und für Textilien 30-50%.
Nach allgemeinen Empfehlungen wurde ein Kompromiss von 45-55% relativer Luftfeuchte bei einer Temperatur von 18-20 °C festgelegt. Das Wichtigste dabei ist jedoch, dass Temperatur und Feuchtigkeit stabil, d.h. konstant sind! Statt zwanghaft zu versuchen, diese Werte einzuhalten, ist es viel wichtiger, das Klima konstant zu halten, d.h. grosse Temperatur- oder Feuchtigkeitsveränderungen zu vermeiden.
Eine Abweichung vom angestrebten Klima (Sollwert) um bis zu 5% nach oben im Sommer und bis zu 5% nach unten im Winter ist in der Regel nicht schädlich. Kurzzeitschwankungen und zu schnelles Aufheizen oder Abkühlen sind jedoch schädlich. Ab einer relativen Luftfeuchte von ca. 60% besteht zudem eine erhöhte Gefahr für die Entstehung von mikrobiellem Befall (Schimmel).
Die Temperatur im Raum kann durch eine Klimaanlage regulierert werden, aber auch durch Lüften lässt sich die relative Luftfeuchtigkeit etwas beeinflussen:
Wird der Raum im Sommer gelüftet, erhöht sich die Luftfeuchtigkeit im Raum, denn warme Luft enthält mehr Wasser als kalte Luft. Im Winter kann die Luftfeuchtigkeit durch Lüften gesenkt werden.
Neben der Temperatur und Feuchtigkeit sollte aber vor allem auch der Lichtfaktor nicht unterschätzt werden.
Licht ist ein Faktor, der die Degradation von Farben beeinflusst. UV-Strahlung schädigt den Farbstoff. Bei Lichteinwirkung verliert die Farbe nach und nach seine farbgebende Eigenschaft. Pigmente können ausbleichen oder sich farblich verändern. Das Verbleichen oder Verfärben eines Farbstoffes ist ein Schaden, der nie wieder rückgängig gemacht werden kann.
3. Die richtige Einrahmung, Aufhängung und Lagerung
Auch beim Einrahmen gibt es einiges zu beachten. Eine optimale Einrahmung kann massgeblich zum Erhalt der Kunstwerke beitragen. Durch die Verwendung der richtigen Materialien und mit ein paar praktischen Tipps zur Aufhängung der Werke kann die Kunstsammlung erheblich geschützt werden.
Bei einem hochwertigen Kunstwerk sollte man auf einen qualitativ hochwertigen Rahmen nicht verzichten. Ein:e Rahmenbauer:in kann einen Bilderrahmen nach Mass anfertigen. Er/ Sie wird beim Verglasen darauf achten, dass ausreichend Abstand zwischen Werk und Glas besteht, um die Bildung von Kondensation und damit Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden. Ausserdem sollte der/die Kund:in UV-schutzbeschichtetes Glas anfordern, um das Werk vor Lichtschäden zu schützen. Museumsglas oder andere Gläser mit UV-Schutz filtern die schädlichen UV-Strahlen, so dass das Ausbleichen oder Verfärben des Kunstwerkes stark reduziert wird. Auch UV-filternde Fensterscheiben oder UV-Filter-Fensterfolien können helfen, UV-Schäden zu reduzieren. LED-Leuchten beispielsweise strahlen sehr wenig UV- oder IR-Strahlung (infrarote Strahlung) ab, wodurch sie einen geringeren Schädigungsfaktor besitzen.
Idealerweise sollte das Kunstwerk niemals direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden und zum Beispiel nicht gegenüber einem Fenster aufgehängt werden. Auch das Platzieren der Kunst über einer Wärmequelle, wie einer Heizung oder einem Kamin, sollte unbedingt vermieden werden. Hänge keine Kunstwerke in Räumen auf, in denen die Luftfeuchtigkeit stark schwankt, wie im Badezimmer oder in der Küche.
Verwende dimmbare Leuchtquellen oder Beleuchtungen, die wenig Wärme abgeben. Bei Papierarbeiten und Textilien sollte die Lichtstärke besonders niedrig sein, um das Material langfristig nicht zu schädigen.
Beim Rahmen bzw. der Aufhängung sollte ggf. auch auf einen Wandabstandhalter geachtet werden, um Schimmelbildung zu vermeiden, insbesondere wenn das Werk an eine Aussenwand montiert werden soll. Nutze stabile Haken und Aufhängungssysteme, die dem Gewicht des Kunstwerks entsprechen.
Um das Kunstwerk langfristig zu erhalten, sollten immer säurefreie Materialien verwendet werden. Ein Passpartout aus säurefreiem Karton oder einem Rahmen mit Rückseitenschutz können helfen, das Werk zu schützen, da säurehaltige Materialien im Laufe der Zeit schädliche chemische Reaktionen mit der Substanz des Werkes auslösen können.
Ein Rückseitenschutz verhindert das Eindringen von Staub und Schädlingen und dient als Puffer für Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen sowie bei Transport-oder Handlingsstössen und Vibrationen.
Bei der Lagerung ist es wichtig, dass die Kunstwerke staubfrei, lichtgeschützt und unter den genannten Klimabedingungen aufbewahrt werden. Papierobjekte sollten idealerweise liegend, Gemälde stehend gelagert werden.
Es wird zudem empfohlen, die Kunstwerke stets mit sauberen Baumwoll- oder puderfreien Nitrilhandschuhen anzufassen, um Fingerabdrücke und Fremdmaterialablagerungen möglichst zu vermeiden. Insbesondere Objekte mit pudernder Oberfläche wie Pastellzeichnungen beispielsweise, Fotografien oder auch besondere Grafiken sind berührungsempfindlich.
4. Die Präventive Konservierung von Kunstwerken
Zur wichtigsten Massnahme der präventiven Konservierung gehört die regelmässige Zustandskontrolle, um Veränderungen am Werk frühzeitig feststellen zu können. Solche Veränderungen im Erscheinungsbild können neu aufgetretene Risse, Craquelés, Malschichterhebungen, Deformationen, Fehlstellen, Matt-Glanz-Unterschiede, Krepierungen, Flecken, Schimmelbildungen, farbliche Veränderungen oder Vergilbungen sein.
Ein periodisches Monitoring des Raumes zur Überprüfung des Klimas und zur Inspektion auf Schädlingsbefall wie z.B. Motten, Termiten oder Käfern, die Materialien wie Holz, Textilien oder Papier angreifen können, ist wesentlich. Insektenfallen stellen dabei hilfreiche Mittel dar. Achte stets darauf, dass der Lager- oder Ausstellungsraum sauber ist.
Wird das Werk ohne Verglasung aufgehängt und somit direkt der freien Umgebungsluft ausgesetzt, ist eine regelmässige Entfernung des Oberflächenschmutzes zu empfehlen. Um den losen, aufliegenden Staub behutsam zu entfernen, sollten weiche trockene Mikorfasertücher oder Pinsel verwendet werden. Dabei sollten starker Druck oder das Berühren des Bildes mit den Händen unbedingt vermieden werden, um das Werk nicht zu beschädigen. Bei weiterführenden Reinigungsanliegen muss eine konservatorische oder restauratorische Fachkraft hinzugezogen werden.
5. Die professionelle Restaurierung von Kunst
Eine selbständige Restaurierung ohne jegliche Fachkenntnisse ist in jedem Fall zu vermeiden. Kunstrestaurator:innen werden über mehrere Jahre kunstwissenschaftlich und materialspezifisch ausgebildet. Für die Restaurierung eines Kunstwerkes sollte daher immer ein:e erfahrene:r Kunstrestaurator:in beauftragt werden, sobald sichtbare Schäden am Kunstwerk auftreten.
Mit diesen 5 Tipps bist Du für die Aufhängung und Lagerung Deiner Kunstwerke gewappnet. Diese Maßnahmen helfen Dir dabei, Deine Kunstwerke über Jahre hinweg in einem guten Zustand zu halten.
Hast Du trotzdem noch Fragen? Melde Dich gerne bei uns per Mail an hello@art24.world.