Kunstbegegnung: KUNST & INTERKULTURALITÄT - Der kreative Dialog zwischen den Kulturen von Cris (TEIL I)
Basierend auf folgenden Gedanken des deutschen Dichters und Dramatikers Johann Wolfgang von Goethe:
Die Kunst ist eine ernste Sache, die ihren höchsten Ernst erreicht, wenn sie sich mit edlen und heiligen Gegenständen beschäftigt. Der Künstler aber steht über der Kunst und über dem Gegenstande; über dem ersteren, weil er ihn zu seinem Zwecke gebraucht, und über dem letzteren, weil er ihn auf seine Weise behandelt. (J.W. von Goethe, “Maximen und Reflexionen”, 1833. Postum Edition, 2021, S. 31).
gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen Kunst und Interkulturalität, der bei der Untersuchung der Geschichte der Zivilisationen deutlich wird. Denn durch die künstlerischen Ausdrucksformen von Gesellschaften, wie Malerei, Musik, Architektur, Tanz, Literatur und Bildhauerei, können kulturelle Gemeinschaften ihre Geschichte, Werte, Ideen, Traditionen und ihre eigene Sichtweise der Welt teilen und vermitteln. Kunst trägt zum Aufbau der Gesellschaft bei; sie ist Teil ihrer Identität. Die Menschen finden sich selbst und lernen andere durch künstlerische Ausdrucksformen kennen. In diesem Sinne haben die verschiedenen Kulturen ihre unterschiedlichen Stimmen, die weder besser noch schlechter sind, sondern nur einzigartig.
Diese Stimmen entwickeln einen kreativen Dialog, der den Lauf der Zeit überdauert und geografische Entfernungen überwindet, der die Künstler:innen mit den Betrachter:innen und die Betrachter:innen mit den Künstler:innen verbindet. Die Kunst überträgt die Kultur, die Kultur schafft die Kunst. Schliesslich wird die Stimme der Kulturen durch die Verbindung mit anderen Kulturen zum Ausdruck gebracht, und so lernen wir in einem interkulturellen Dialog neue Wege kennen, die Realität zu verstehen, die Welt auf andere Weise zu bewohnen und sie auf andere Weise zu manifestieren.
Bild 1: Ravi Kumar, The Dessiner Artist Group & Cris beim Malen eines Wandbildes in den Strassen von Vrindaban, Indien. Foto Credit: ©CRIS / Januar, 2020.
Auf die Frage nach der Beziehung zwischen Kunst und Interkulturalität antwortete die Künstliche Intelligenz ChatGPT:
Die Beziehung zwischen Kunst und Interkulturalität ist ein komplexes Thema, das mehrere Disziplinen und Herausforderungen umfasst. Aus einer interdisziplinären und identitätsstiftenden Perspektive wird diese Beziehung sogar noch interessanter. Hier sind einige wichtige Aspekte zu berücksichtigen: Kultureller Ausdruck, Begegnung von Kulturen, Identitätsreflexion, Infragestellung von Stereotypen, interdisziplinäre Bildung, soziale Transformation. Kurz gesagt, die Beziehung zwischen Kunst und Interkulturalität ist reichhaltig und vielschichtig. Die Kunst spielt eine wesentliche Rolle bei der Förderung von Verständnis, kultureller Vielfalt und Identitätsbildung und profitiert von einer interdisziplinären Perspektive, die diese Themen ganzheitlich angeht. (ChatGPT, 2023).
In einer Welt, die zunehmend durch Technologie vermittelt wird, kann das Hören auf die Stimme der KI eine Ergänzung zur Arbeit der Künstler:innen sein oder zumindest eine Provokation, die neue Wege der Verbindung von Menschen mit Technologie und neuen Kreationen aufzeigt. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Kultur und Kunst im Wesentlichen eine hochentwickelte Form der Technologie sind und waren, die von den verschiedenen Völkern der Menschheit genutzt wurde, um vielfältiges Wissen, Weisheit und Verständnis für das Universum und den Menschen zu vermitteln.
In Anbetracht der Bedeutung der Kunst in der heutigen Welt und ihres Einflusses auf die Geschichte als Motor des gesellschaftlichen Wandels ist es unerlässlich, final die Frage zu stellen: Ist Kunst ein möglicher Weg zu einer Welt ohne Krieg?
Jetzt ist es an der Zeit, die Stimmen von Künstler:innen aus aller Welt zu hören! 9 Kunstschaffende aus 5 Kontinenten in einem Artikel, der in 2 Teile aufgeteilt ist!
Künstler:innen TEIL I:
• Ravi Kumar (Indien), Juan Tardivo (Deutschland), Tingyi Maria Huang (USA), Mata Kamaleshwari Thuley (Australien) and Hakim Altlis (Libyen).
Künstler:innen TEIL II:
• Ketut Murtayasa (Indonesien), Madeleine Farhounmand (Schweiz), Monica Sarmiento Archer (USA) and Cris (Schweiz).
Ravi Kumar aus Indien
1. Was bedeutet Kunst für Dich?
So wie die Identität eines jeden Kunstschaffenden seine Kunst ist, so ist auch meine Identität meine Kunst, meine Kunst ist meine Existenz, ich kann meine Gedanken nur durch meine Kunst der ganzen Welt mitteilen. Ich liebe die Kunst und die Künstler:innen.
2. Welche Verbindung besteht zwischen Deiner Kunst und der Kultur Deines Geburtslandes, der Region, in der Du derzeit lebst oder Deines Herkunftskontinents?
Die Kunst spielt eine wichtige Rolle in der Entwicklung eines jeden Landes. Sie spiegelt gemeinsame Visionen, Werte, Praktiken und ein bestimmtes Ziel wider. Kultur und Kreativität sind in allen wirtschaftlichen, sozialen und anderen Aktivitäten eingebunden. Indien ist ein Land der Vielfalt und bekannt für seine verschiedenen Kulturen. Indien verfügt über eine riesige Sammlung von Liedern, Musik, Tänzen, Dramen, Volkstraditionen, darstellenden Künsten, religiösen Riten und Ritualen, Malerei und Schrift, die als «immaterielles Kulturerbe» der Menschheit bezeichnet werden. Zu ihrer Erhaltung hat das Kulturministerium verschiedene Programme und Regelungen eingeführt, deren Ziel es ist, Einzelpersonen, Gruppen und Kultureinrichtungen, die im Bereich der darstellenden Künste, der Philosophie und der Literatur tätig sind, finanzielle Unterstützung zu gewähren.
3. Welchen Beitrag leistet die Kunst für die Gesellschaft Deines derzeitigen Landes?
Der/die Künstler:in erschafft erst, nachdem er/sie eine Verbindung zu den Erscheinungen der Aussenwelt, den Aktivitäten und Gefühlen der Gesellschaft hergestellt hat. Im Schaffen hat er/sie eine direkte Beziehung zwischen sozialen Gefühlen und menschlichen Instinkten. Diese Gefühle kommen im künstlerischen Schaffen zum Ausdruck, so dass auch die Form der Kunst universell ist. Das Talent des Künstlers/ der Künstlerin, seine/ihre eigene Kraft und seine/ihre künstlerischen Elemente verleihen der Kunstform eine umfassende Form, indem sie mit der Form und den Gefühlen der Gesellschaft in Einklang gebracht werden. Die meisten Themen der Kunst sind die Probleme der zeitgenössischen Gesellschaft, die Persönlichkeit tritt in dem zu diesem Zweck geschaffenen Werk in den Hintergrund, und die Reflexion der Bedürfnisse der Gesellschaft ist in ihrem Schaffen deutlich sichtbar. In einer solchen Situation möchte der/die Künstler:in durch objektiven Ausdruck inneren Frieden erlangen. In dieser Situation wählt er/sie seinen/ihren eigenen Weg, um sein/ihr Ziel zu erreichen, kann aber niemals von der Gesellschaft getrennt bleiben. Das Ziel des Genusses und der Selbstermächtigung des Betrachters/der Betrachterin steht jedoch über den technischen Prinzipien. Ausgehend von der Theorie ist in der ersten Situation die geschaffene Kunstform rein und originell, während in der zweiten Situation die Kunstform praktisch wird und die Originalität verloren geht, um das Ziel zu erreichen. Infolgedessen müssen viele Techniken übernommen und in Form von Kunsthandwerk präsentiert werden.
4. Warum machst Du Kunst und was inspiriert Dich?
Kunst (Zeichnen und Malen) ist ein visueller Ausdruck, mit dem man seine eigenen Gedanken und Gefühle zu einem Thema ausdrücken kann.
5. Einige Worte über Kunst und Interkulturalität, die Du uns mitteilen möchtest.
Kunst wirkt sich auf die Gesellschaft aus, indem sie das Denken der Menschen verändert, Ideale setzt und Erfahrungen über Zeit und Entfernung hinweg weitergibt. Studien zufolge beeinflusst Kunst die grundlegenden Emotionen eines Menschen.
Titel: “Peace”
Technik: Plakatfarbe
Masse: 21 x 29.7 cm.
von Ravi Kumar
Aligarh U.P., Indien, Asien
Juan Tardivo aus Deutschland
1. Was bedeutet Kunst für Dich?
Kunst ist für mich zweierlei: Einerseits ist sie ein Instrument der Kommunikation und des offenen Dialogs mit anderen, sie ermöglicht uns einen direkten Austausch von Ideen und Wissen über die kulturelle Vielfalt und wie sie dargestellt werden kann. Andererseits ist Kunst auch ein Ausdrucksmittel, das uns Selbsterkenntnis und innere Reflexion auf der Suche nach der Idee des Seins ermöglicht, eine philosophische/spirituelle Meditation, die uns hilft, unsere Gedanken zu «entwirren», um die Welt auf eine andere Art und Weise «klarer» sehen zu können.
2. Welche Verbindung besteht zwischen Deiner Kunst und der Kultur Deines Geburtslandes, der Region, in der Du derzeit lebst oder Deines Herkunftskontinents?
Ich betrachte mich als transkulturelle Künstlerin, denn ich gehöre keinem bestimmten Ort an, sondern tauche in die Realität und die Komplexität der gegenwärtigen Welt ein, ohne die innere Suche aufzugeben. Bei der Darstellung und der künstlerischen Suche, die ich betreibe, ist es ziemlich schwierig, eine Zugehörigkeit zu meinem Herkunftsland (Argentinien) oder zu dem Land, in dem ich derzeit lebe (Deutschland), festzustellen. Obwohl meine künstlerische Ausbildung zunächst in Argentinien und später in Italien stattfand, repräsentiert sie kein Land im engeren Sinne, sondern ist eher ein Hybrid aus Farbe und Bild, in dem sowohl lateinamerikanische als auch europäische Elemente zu finden sind, die jedoch zur allgemeinen Vorstellung der westlichen Kultur gehören. Kunst als Migrationsinstrument.
3. Welchen Beitrag leistet die Kunst für die Gesellschaft Deines derzeitigen Landes?
Jede Kunst und jede:r Künstler:in trägt etwas zur Gesellschaft bei, ebenso wie jede:r Einzelne:r in seinem täglichen Handeln. Der Mensch ist derjenige, der die Gemeinschaft erschafft und verwirklicht, und diese wird wiederum von jedem Einzelnen verändert. Ich glaube, dass meine Kunst einen Blick, einen Austausch, eine Darstellung, eine Art des Denkens und Schaffens, eine Möglichkeit der Suche bietet, in der sich der andere gespiegelt, verstanden und respektiert fühlen kann. Sie versucht, eine Liebkosung für diejenigen zu sein, die verzweifelt oder einsam sind - sozial und gleichzeitig eine Kritik an den Vorschriften, die sie uns auferlegt, eine kleine persönliche Rede, die versucht, universell im Thema zu sein, um am Individuum zu arbeiten.
4. Warum machst Du Kunst und was inspiriert Dich?
Die künstlerische/intellektuelle Verwirklichung ist das Einzige, was ich auf der Suche nach Wissen und Selbsterkenntnis für möglich halte, eine persönliche Psychoanalyse, die nach Selbstbestimmung und dem Verständnis meiner Existenz in dieser Realität strebt. Jedes Mal, wenn ich vor einer Leinwand oder einer leeren Seite stehe, weiss ich, dass dies ein Teil des Weges ist, den ich gehen muss, um diese Suche zu vertiefen, eine Meditation über kreatives Handeln. Ich glaube auch, dass ich Kunst mache, weil es mein Weg ist, zu kommunizieren, einen Dialog mit jemandem zu führen, den ich nicht kenne. Die Ausdrucksfähigkeit, die ich darstellen kann, ist viel interessanter oder tiefgründiger als das, was ich mit Worten in einer «normalen» Kommunikation sagen kann, da ich keine Person bin, die leicht mit anderen reden kann, also finde ich in der Kunst eine mögliche Kommunikation zwischen meinem Äusseren und meinem Inneren.
5. Einige Worte über Kunst und Interkulturalität, die Du uns mitteilen möchtest.
Kunst ist die Fähigkeit des Menschen, sich auszudrücken und nach einer gemeinsamen Idee von der Welt zu suchen, in der wir eine neue soziale Realität gestalten können. Jedes Mal, wenn wir uns treffen, wenn wir uns bewegen, selbst bei kleinen alltäglichen Handlungen, könnten wir an den Austausch mit der Kunst denken, einen grosszügigen Austausch mit dem anderen, der uns hilft, eine grosse Gemeinschaft zu bilden, die im Dialog und im Ausdruck einen Weg findet, den Unterschieden und Problemen zu begegnen, die uns täglich begegnen. Die Bedeutung der Interkulturalität liegt in diesem Austausch, der für das gemeinsame Wachstum notwendig ist, denn hierin liegt die Tugend der Überwindung der Dogmen, die wir uns als getrennte Gesellschaft auferlegen, das Kennen und Verstehen des anderen führt uns dazu, uns selbst in den Tiefen unserer Individualität zu verstehen und zu kennen.
Titel: “Come out into the ligth”
Technik: Öl auf Leinwand.
Masse: 200 x 160 cm.
von Juan Tardivo
München, Deutschland, Europa
Tingyi Maria Huang aus den USA
1. Was bedeutet Kunst für Dich?
Kunst ist für mich die leuchtende Essenz des Lebens.
2. Welche Verbindung besteht zwischen Deiner Kunst und der Kultur Deines Geburtslandes, der Region, in der Du derzeit lebst oder Deines Herkunftskontinents
Meine Kunst ist eng mit dem kulturellen Gefüge meines Heimatlandes China sowie mit den Orten verbunden, an denen ich in Europa und derzeit in den USA gelebt habe. Ich lasse mich von ihren historischen Erzählungen, architektonischen Wundern und einzigartigen sozialen Nuancen inspirieren.
3. Welchen Beitrag leistet die Kunst für die Gesellschaft Deines derzeitigen Landes?
Durch meine Kunst möchte ich hier in den Vereinigten Staaten, wo ich lebe, Freundlichkeit, Demut und Frieden unter den Menschen und der Gesellschaft fördern.
4. Warum machst Du Kunst und was inspiriert Dich?
Die vielfältigen Rhythmen der verschiedenen Kunstformen berühren die Tiefen meiner Seele und zwingen mich zum Schaffen. Mich treibt der Wunsch an, die tiefen Gefühle, die diese Formen hervorrufen, mit denen zu teilen, die mir am Herzen liegen.
5. Einige Worte über Kunst und Interkulturalität, die Du uns mitteilen möchtest.
Je höher die Ideale, desto reiner das Leben; je aufrichtiger die Gefühle, desto künstlerischer die Sprache.
Titel: “Blank”
Technik: Pastell
Masse: 34 x 43 cm.
Princeton, New Jersey, USA
Mata Kamaleshwari Thuley aus Australien
1. Was bedeutet Kunst für Dich?
Kunst ist der Atem des Lebens. Kunst ist Sinn. Sie ist Reichtum und Tiefe und ein zutiefst privater Teil von mir, der sich den Betrachtenden offenbart. Kunst ist die Art und Weise, wie das Bewusstsein sich in diesem Leben durch mich ausdrücken möchte. Sie ist ein Ausfluss meiner Seele und auch meine Therapie. Ich glaube, dass Werke aus einem Ort des Seins visuelle Sutras sind. Das Älterwerden und der lange, schwierige Weg, eine Künstlerin sein zu können, haben mich gelehrt, mich um nichts anderes zu kümmern als um den göttlichen Ausdruck und die Feier des kreativen Prozesses.
2. Welche Verbindung besteht zwischen Deiner Kunst und der Kultur Deines Geburtslandes, der Region, in der Du derzeit lebst oder Deines Herkunftskontinents
Ich wurde in Stockholm, Schweden, geboren und verbrachte meine Kindheit hauptsächlich im Ausland, in Skandinavien, den USA und Asien. Die Liebe zur schwedischen Volkskunst und zu den lokalen asiatischen Tribal-Stoffmuster oder zu chinesischer Tuschemalerei und -designs hat mich sehr geprägt und mir die Liebe zu Kultur und Farbe vermittelt. Der Umzug nach Australien und der unglaublich lebendige und gesunde Lebensstil hier haben mir geholfen, mich frei auszudrücken. Die Liebe zur lebendigen, unberührten Landschaft und ihren Farben haben mich dazu inspiriert, australische Farbpaletten zu verwenden. Allerdings werden Künstler:innen in Australien nicht so sehr unterstützt, und meine Familie hat es mir nicht erlaubt, meine Karriere zu verfolgen. Ich musste das alles als Erwachsener machen.
3. Welchen Beitrag leistet die Kunst für die Gesellschaft Deines derzeitigen Landes?
Die Kunst in Australien scheint im Moment hauptsächlich politisch zu sein und versucht immer, einen Standpunkt zu vertreten. Ich freue mich darauf, dass es nicht immer so sein muss. Wir haben hier eine starke, einzigartige indigene Kunstszene, die meine Arbeit auch durch die Geschichten und Symbole beeinflusst hat, die wir