Crossover

04.03.2023
Cécile Fuchs

Jeder Mensch empfindet Kunst anders. Je nach Wahrnehmung, Möglichkeit und eigenen Erfahrungen werden die Werke anders interpretiert. In dieser Reihe geht es genau darum. Vertreter:innen verschiedener Berufsgruppen werden gebeten, sich ein Werk auszusuchen und ihre Interpretation mit uns zu teilen.  

Was haben ein Arzt / eine Ärztin, ein:e Bäcker:in, ein:e Pilot:in oder ein Bauer / eine Bäuerin, ihr Handwerk und Kunst gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Aber was sehen sie in ihrer Wahrnehmung bei der Betrachtung eines Kunstwerkes? . Die Sicht auf ein Bild kann emotional sein, dementsprechend beschrieben oder mit der Ratio verstanden werden. Was sehe ich? Ein Baum, ein Berg, eine Landschaft. Was weiss ich? Die Landschaft ist in Frankreich, genauer im Süden von Frankreich angesiedelt. Die Bäume sind ortstypisch, der Berg ist der Mont Sainte-Victoire. Das Werk, ich sehe es auf dem Schild daneben, ist von Cézanne aus dem Jahr 1904. Was weiss ich über den Künstler, über seine Zeit, das Leben seiner Zeitgenossen? Cézanne war ein Künstler an der Schwelle vom Naturalismus, Impressionismus und wird als der Vater des Kubismus beschrieben. Er war ein Eigenbrötler, hat diesen Berg über 80-mal gemalt und immer mehr abstrahiert. 

Und plötzlich erschliesst sich eine ganze Welt.

So würde eine klassische Analyse eines Kunsthistorikers oder einer Kunsthistorikerin aussehen, wenn sie oder er vor einem Werk steht. Doch wenn andere Berufsgruppen davorstehen, kann das Wissen, das Interesse komplett anders ausgelegt sein und das Bild wird anders interpretiert. Eventuell wurde da eine spezielle Getreidesorte angebaut? Oder in der Nähe wurde 100 Jahre später ein wichtiges Krankenhaus errichtet? Eventuell wird der Gesundheitszustand des Künstlers plötzlich zu einem weiteren wichtigen Faktor in der Analyse des Werkes? 

In der Blogreihe «Crossover» geben wir Menschen das Wort, die aus anderen Berufen und Umfeldern kommen, um ihre Geschichten zu hören, die sie in den Kunstwerken auf art24 entdecken. Seid gespannt und kommt mit auf die Reise!