Kunst und Kultur in den Medien #19

01.10.2024
Martina Kral

Die Kunstszene rund um Werke, Künstler:innen und Kunstsammler:innen ist ein grosses, faszinierend- buntes Areal – wir schauen neugierig darauf, enthüllen faszinierende Geschichten und geben Empfehlungen zu auffallenden, ungewöhnlichen Ausstellungen, Podcasts, Büchern, Filmen, Events und vielem mehr.

SEH-ERLEBNIS AM BERNINA PASS – Die Voraussetzungen der geführten Besichtigungen müssen erfüllt sein: gutes Wetter mit guten Lichtverhältnissen, mit festem Schuhwerk über 63 Stufen eine Treppe nach oben, mindestens 15 Minuten im Stockdunkeln verbringen. Wenn all` das geschafft ist, erleben Besuchende in der Camera Obscura im obersten Geschoss des Salz- und Kiessilos einen einmaligen optischen Effekt (bis Oktober): durch ein Loch in der Wand fällt Licht auf die gebogene Innenwand und reflektiert auf unerwartete Art das Bernina-Gebiet. Wow-Effekte garantiert!

MUDAM gleich Musée d`Art Moderne Grand-Duc Jean ist das grösste Museum in Luxemburg für zeitgenössische Kunst aus allen Medien. Allein schon die aussergewöhnliche, inmitten einer designten Parkanlage gelegene Architektur, eine Kombination aus honigfarbenem Kalkstein mit kühnen Glasdächern aus der Hand des Pritzker-Preisträgers und chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei ist eine Reise wert.

EMM-ERR-EEH ist die liebevolle Abkürzung für ein weiteres, aussergewöhnliches Museum namens Reinhard Ernst (MRE) in Wiesbaden, das der japanische Stararchitekt Fumihiko Maki (1928-2024) in eine Traumarchitektur verwirklichte. Stets den «Menschen und ihr Erleben von Kultur» verpflichtet, kreierte Maki mit Einschnitten, Sichtachsen auf die Stadt, Dachterrassen und Ausstellungsräumen, die rings um den Innenhof arrangiert sind, ein architektonisches Erlebnis, das der privaten Sammlung abstrakter Kunst ein sensibles Zuhause gibt.

KUNSTSCHAFFENDE ZU FREUNDE MACHEN ist das jahrzehntelange Geheimrezept von Star-Kurator Hans Ulrich Obrist. In seinem neuen Buch Ein Leben in progress (2024) verrät der erfolgreiche Autor, Kurator, Kunsthistoriker und Galerieleiter, dass er bereits als 17-jähriger begonnen hatte, Ateliers von Kunstschaffenden aufzusuchen, und bald auch schon Architekten, Philosophen oder Poeten besuchte. Nachtzüge brachten ihn günstig an die Orte, wo er mit (später berühmten) Persönlichkeiten Kontakte knüpfte und dies bis heute mit grenzenloser Neugierde fortsetzt.

WOZU BRAUCHT MAN KUNST? Das fragte sich Jean-Luc Nancy (1940-2021), einer der bedeutendsten und einflussreichsten Philosophen der Gegenwart in einem Vortrag 2017. Zwei Jahre später erschien das gleichnamige Buch (im Verlag Walther König), gemeinsam herausgegeben mit Carolin Meister, Professorin der Kunstgeschichte (*1969). Spannend, nachdenklich wie verblüffend wird aufgezeigt, was eigentlich Kunst ist – und dass es dabei immer etwas braucht: uns.