White Canvas #3 Tagebucheinträge von Arto Forma
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Heute bin ich müde,
es will Abend werden.
Getreu, bin ich geübt,
was will ich vorm Sterben.
Freud, ist mir betrübt,
lässt Stillstand bergen,
neue Leute will ich lieben,
so nässt der Regen Erde.
Ungeheures Leid im Frieden,
der Pfad der sieben Sterne,
teuer, s'ist mir lieber,
lass mich dir und euch erklären.
Bevor dein Weg gedeiht,
wirst du bereits entkrönt,
voller Voreingenommenheit,
soweit das Auge reicht.
Besessen und vergessen
sollst du fressen
was es speit,
ist deine Zeit gekommen,
so hast du keine Zeit.
Ist dein Weg erreicht,
wird jeder Weg zu weit.
Alleine ist's nicht besser
Einsamkeit zu zweit.
(Tagebucheintrag 226, 16. April 2019)
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Regentag
Heute ist ein Regentag,
es ist kalt und nass und grau bedeckt.
Heute regnet's viel zu fest -
was willst du denn da draussen?
Es regnet heute; Wasser marsch!,
ein Fass zur Regenaufbewahrung,
Ja, heute ist es wirklich nass,
der Boden verlangt Nahrung.
Es matscht beim Geh'n, s'wird langsam schwer und diese Jacke mag ich gar nicht, bin schweissverklebt von innen her und sei sie noch so farbig.
Es freut sich doch – und du doch auch,
bei Durst da willst du Trinken,
drum regnets heute ganz, ganz fest,
um dich dran zu erinnern.
Mein ganzes Leben regnets schon
und immer, immer wieder,
hast also recht, viel Spass damit,
da drinnen bleib' ich lieber.
Heute ist ein Regentag, ich möchte ihm gedenken; Wasser, das sind Leben, durch jene wir beschenkt.
Regen ist so wunderbar, wir wären alle nicht, wenn‘s heute hier nie regnen täte, s'regnet aber richtig!
So wird auch alles aufgetankt,
in ganz besonderer Weise,
wie alles und wie immer schon,
ein Regen voller Einsicht!
(Tagebucheintrag 580, 21. Oktober 2021)
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Ich traue dir, wie meinen Augen,
du bist die Aufgabe in meinem Bauch.
Alles war grau, leer und missbraucht,
doch die Angst, hab ich nun abgebaut.
Ich glaube dir, wie meinem Daumen,
du bist der Autor in meinem Haupt,
ein kausaler Hauch, wie ein Leben im Traum, du gibst mir Anlauf und Halt wie ein Baum.
Für dich gebe ich alles und geb' alles auf, ja nehme in Kauf, nie wieder zu laufen.
Ich bau auf dich, bei jedem Gebrauch,
kaum einer schaut auf, schaut nicht genau.
Du bist mein Tau, mein Mann, meine Frau
und du bist mein Acker, mein Haus und mein Bau.
Ein Augenblick auch, nicht einfach, bist schlau, du bist die Wiese, die Blumen, das Laub, bist Wasser und Luft, Wind und auch Raum, bei dir bin ich Asche und werde zu Staub.
(Tagebucheintrag 462, 29. Juli 2022)
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