Ein Besuch bei «Das B», dem Blinden- und Behindertenzentrum Bern und die Herstellung einer edlen Verpackung für die exklusiven Uhren.

23.10.2023
Cécile Fuchs

In Bezug auf die kommende, bereits zweite caritative Aktion von art24, haben wir auch diesmal keine Kosten und Mühen gescheut, um eine einzigartige Veranstaltung zu planen. An dieser Vernissage werden 6 Uhren gezeigt, deren Ziffernblätter von sechs Künstler:innen gestaltet wurden.

Um diese wertvollen Uhren auch in Würde und Edel zu verpacken, hatte unser CEO einen besonderen Einfall. Die Schreinerei vom Blinden- und Behindertenzentrum Bern fertigt konzipierte Kästchen an, die aus Schweizer Holz mit Schweizer Verarbeitung gewonnen werden. Doch wie geht sowas überhaupt vonstatten? Wissen Sie es? Wir waren jedenfalls ganz schön überrascht von den vielen Arbeitsschritten. Roman Stettler und der Leiter der Schreinerei, Markus Holzer führten uns durch diese tolle Werkstatt.

Das Team von art24 fährt nach Bern an die Neufeldstrasse. Dort befindet sich das Blinden- und Behindertenzentrum Bern, kurz «Das B» genannt. Es besteht aus der gemeinnützigen Stiftung Blinden- und Behindertenzentrum Bern sowie deren Tochtergesellschaft – der gleichnamigen und ebenfalls gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Das B ist für die Erbringung von Dienstleistungen für blinde, seh- und mehrfachbeeinträchtigte Menschen verantwortlich. Dazu gehören die Kernangebote Beraten, Wohnen, Arbeiten und der Betrieb B – Dienstleistungen, welche Menschen mit Beeinträchtigung in ihrer sozialen und beruflichen kompetenten Teilhabe bestmöglich unterstützen. Die Geschichte beginnt im Jahr 1884 mit der Gründung des Versorgungsvereins für Blinde, welcher im Jahr 2009 von der Sehhilfe Bern in die heutige AG umbenannt wurde. Heute beschäftigt das B 370 Mitarbeitende, davon 170 mit angepassten Arbeitsplätzen. Nach dem Credo «Alltag für alle» verfolgen sie die Idee einer inklusiven Gesellschaft. So positioniert sich das B als offenes Zentrum. Eingebettet im Berner Länggassquartier ist das B ein Ort der Begegnung. 

Roman ist unser Mann der Stunde. Er führt uns durch den Ablauf, wie so ein edles Kästchen entsteht. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde beginnt auch schon die Arbeit. Wir wollen keine Zeit verlieren! Was sich viele nicht mehr überlegen ist, was das Objekt, das wir vor uns haben, im Ursprung einmal war. Für das Kästchen ist klar, brauchen wir Holz. Dieses Rohmaterial liegt, zwar in Scheiben geschnitten, aber noch fast in der ganzen Länge eines Baumstammes in der Schreinerei. Roman schnappt sich beherzt ein bereits zugeschnittenes Brett und schneidet dieses in Stücke, um an die gewünschte Grösse des Kästchens heranzukommen. Es ist wichtig, genau zu arbeiten. So misst Roman jeweils mit seinem Massstab, der sonst in seiner Arbeitshose versteckt ist, genauestens die Länge. Wenn etwas nicht passt, wird es passend gemacht. 

Bild 1: das soll mal ein Kästchen werden?

 

Bild 2: vom Holz zur Säge

Bild 3: das Schneiden vom Baumstamm zum Holzbrett

Nach dem Zuschnitt geht es zur 4-Hobel-Maschine. Genau gibt Roman die Masse ein. Es erscheinen jedi-artige Laserstriche, die ihm genau zeigen, wo und wie er das Holz hinlegen muss. Ein Holzstück klemmt. Kurzerhand öffnen Markus und Roman die Maschine und retten das Holzstück aus der Misere. Weiter geht es. Das Holzstück wird auf der einen Seite auf das Förderband gelegt und Roman empfängt es dann flink auf der anderen Seite. Fertig ist diese Hobelaktion.

Eine weitere Hobelmaschine wird konsultiert. Roman muss Schmiermittel verwenden, damit nichts auf der Strecke bleibt. Und schon geht es ab zur Schleifmaschine, damit die gehobelten Enden auch schön glatt daherkommen, wie uns Roman erklärt. Er ist hier der Meister und man erkennt seine Leidenschaft für das Material und seine Arbeit.

Weiter geht es zur Fräse, damit die Kanten auch gut zusammenpassen. Am Schluss ist das Ganze ein Puzzle und jede Ecke und Kante soll passen. Punktgenau 14:45 wird die Pause eingeläutet. Doch Roman, unser Held, macht für uns eine Ausnahme. Er arbeitet weiter. 

Nachdem die Kanten bearbeitet wurden, legt Roman jede Seite so hin, dass er die Seiten zusammenkleben kann. Zuerst mit einem Klebeband, danach mit Leim. Und wie von Zauberei, haben wir ein fast fertiges Kästchen vor uns!

Damit das auch wieder geöffnet werden kann braucht es eine vertiefte Fräseinlage, um die Magnete einzulassen. Auch diese Präzisionsarbeit beherrscht Roman, wie wenn er sein Leben nichts anderes gemacht hätte. 

 

Bild 4: zuschneiden und hobeln

Bild 5: Elemente zusammenkleben

Bild 6: es sollte alles zusammenpassen

Bild 7: voilà, fast fertig

 

Wichtig und nicht zu vergessen, es braucht noch ein Branding! Hier, schon vorgefertigt, ermahnte Roman zur Vorsicht, denn der «Stempel» ist sehr heiss. Gekonnt legte er das Kästchen in die Leitplanken, damit es nicht wegrutschen kann und eine Sekunde später war es dann auch gebrandet. 

Zum Schluss kommt, für die Verfasserin, der schönste Teil. Das Kästchen wird geölt, und zwar in Hartölwachs. So herrlich duftend in diesem Raum und Roman mit seiner Freude bei dieser Arbeit zuzusehen, wir hätten eine Ewigkeit da verweilen können.

 

Bild 8: Branding

Bild 9: Ölen mit Branding RAM

Bild 10: ölen

Bild 11: fertiges Kästchen

Bild 12: und fertig ist das Schmuckstück

 

Der Nachmittag war schön, denn nicht nur konnten wir von Roman und der Werkstattcrew vieles lernen, es ist auch toll zu beobachten, dass diese Arbeit mit Freude und viel Engagement gemacht wird. 

Herzlichen Dank dafür, lieber Roman und Markus!