Auf den Spuren von #3 Vergessene Frauen der Geschichte
Schon von klein auf ist es für heranwachsende Frauen schwer, auf den Spuren grosser Frauen der Geschichte zu wandeln, denn diese sind leider unterrepräsentiert. Jungen Frauen mangelt es an weiblichen Vorbildern in der Geschichtsschreibung, die in den Schulen gelehrt wird. Primär wird von Männern und ihren Heldentaten in Krieg, Forschung, Literatur, Kunst, etc. berichtet, doch nur wenige Frauen sind im Kanon vertreten. Für mich als heranwachsende Frau, die ihren Platz im Leben und der Welt erst noch finden musste, war es von großer Wichtigkeit, dass ich verschiedene Lebensentwürfe und Werdegänge von anderen Frauen kennenlernte, um meinen Weg zu finden, bzw. neue Wege zu schaffen, wo bisher keine vorhanden waren. Dabei können historische Frauen eine Vorbildfunktion einnehmen und haben mir als Inspiration und Motivation gedient. Viele dieser Frauen haben mein Heranwachsen positiv und nachhaltig geprägt.
Deshalb habe ich mir, für mein Kunstprojekt HIDDEN SHEROES, als Prämisse folgende Frage von Marguerite Nebelsztein, einem Mitglied von Georgette Sand, geliehen:
„Wenn diese Frau ein Mann gewesen wäre, würde sie in den Geschichtsbüchern auftauchen?“
Sicher kennen viele Menschen auf der Welt das ikonische Guggenheim Museum in New York. Die wenigsten wissen aber, dass es von einer Frau initiiert wurde.
„Die Baronin“ Hilla von Rebay hat eine Kunstgattung begründet, für Solomon Guggenheim seine Kunstsammlung geführt, das Museum initiiert und geplant und sogar die charakteristische Schneckenform erfunden.
Doch nicht nur in der Kultur ist der Kanon sehr einseitig. Die ganze Welt spricht über die Klimakrise und die Verschmutzung der Weltmeere, aber nur die Wenigsten wissen, was Elisabeth Mann Borgese, die „Frau der Meere“, für unser Leben und das Klima getan hat. Sie war nicht nur die Lieblingstochter von Thomas Mann, sondern hat unter anderem auch die Seerechtskonventionen der Vereinten Nationen initiiert und mitgeschrieben.
Darin sind auch wichtige Rechte zum Schutz der Meere vor Verschmutzung und Überfischung verankert. Ihr ist es zu verdanken, dass nach jahrelanger Überzeugungsarbeit alle Staaten der Welt das Abkommen unterzeichnet haben. Durch ihr Engagement wurden die Meere im heute geltenden Seerecht als Erbe aller Menschen angesehen und auch die Einrichtung des Seegerichtshofes in Hamburg 1996 konnte durch sie begründet werden.
Viele Frauen haben im Laufe der Geschichte Grosses geleistet. Ihre Worte und Taten sind aber, im Gegensatz zu männlichen Heldentaten, oft nicht im kollektiven Gedächtnis verankert. Das Phänomen der „Unsichtbarmachung“ der Frau ist im Laufe der Geschichtsschreibung sehr oft vorgekommen.
Da die Geschichtsschreibenden fast durchgehend männlich waren, wirft auch ihre Geschichtsschreibung einen recht einseitigen Blick in die Vergangenheit. So wurde primär von männlichen Taten und Werken berichtet und handelnde Frauen entweder herausgestrichen, also unsichtbar gemacht, oder es wurde ihnen nur eine Nebenrolle zugeschrieben.
Daneben gibt es aber auch das Phänomen der Selbst-Unsichtbarmachung, bei dem Frauen ihre Arbeit und Bedürfnisse freiwillig hinter die ihres Umfeldes stellen. Oft wurden Frauen im Laufe der Geschichte von ihren Familien und Ehepartnern nicht in ihrer beruflichen Verwirklichung unterstützt, wurden nicht zu Ausbildungen zugelassen oder haben ihre Karriere aufgrund von Familienplanung nicht weiterverfolgt. Viele dieser Frauen haben einen bestimmten Fachbereich nachhaltig geprägt, sind aber außerhalb dieses Interessenkreises meist unbekannt.
Ziel der HIDDEN SHEROES ist es, die vergessenen "Heldinnen" der Geschichte wieder zur Sichtbarkeit zu verhelfen, damit auch sie einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der Menschen und dem geschichtlichen Kanon erhalten und junge Frauen auch weibliche Vorbilder mit alternativen Lebensentwürfen kennenlernen können.
Die HIDDEN SHEROES begannen 2019 als Kunst im öffentlichen Raum. In Kooperation mit der Deutschen Post habe ich ein Gestaltungskonzept für Ablage- und Verteilerkästen entworfen und zu Beginn 6 Kästen visualisiert.
Das Kunstwerk endet aber nicht auf der Strasse, sondern wird erweitert durch interaktive Partizipation der Betrachtenden. Denn über die aufgedruckte Webseite www.hiddensheroes.de kann man sich weiter über die Frauen informieren und ihre spannenden Biographien nachlesen.
Später ist das Thema der vergessenen Frauen dann in den musealen Raum gewandert und so entstand die Serie von mehr als 20 Werken auf Leinwand. Durch Mixed Media Collagen erzähle ich visuell die Geschichten aus den Leben von inspirierenden Frauen aus aller Welt.
Begib dich mit mir auf die Spuren von Mascha Kaléko, Clara Schumann, Elsa Schiaparelli, Mia Bernoulli, Lili Elbe, Hedy Lamarr und vielen mehr!