Künstlerkolonie Carlshöhe - Vergangenheit
Vergangenheit
Wo anfangen, wo aufhören, schreibe ich über eine Künstlerkolonie, die mir als Mittelpunkt meines künstlerischen Schaffens wichtig ist.
Künstlerkolonien gibt es bereits seit dem Ende des 19. Jahrhundert. Manche haben sich über eine lange Zeit bis ins Heute erhalten, manche sind vergessen. Es gibt sehr viel Literatur über Künstlerkolonien. Als Norddeutsche sind mir die Künstlerkolonien des Nordens nahe, ich denke an Ferch, Ahrenshoop, Schwaan, Hiddensee, Fischerhude und Worpswede. Frau Dr. Martina Kral hat dies sehr schön beschrieben in ihrem Blogartikel zu «Sehnsuchtsorte – Die Geschichte von Künstlerkolonien.»
Als Künstlerin, die in Schleswig-Holstein lebt, also im Land zwischen den Meeren, angrenzend an Dänemark, sind die Skagen-Maler die fünischen Maler, die Bornholmer Maler und nicht zuletzt die Odsherred Maler mit ihren Künstlerkolonien ein wichtiger Begriff. Hier sei mir der Hinweis auf ein Katalogbuch “Das Dänemark der Künstlerkolonien“ gestattet. Hier online bestellbar, da der Katalog nicht im Buchhandel erhältlich ist.
Ich möchte hier über die Künstlerkolonie Carlshöhe berichten. Ich bin ein Teil dieser Künstlerkolonie, ich habe sie mitbegründet und habe sie mit aufgebaut. So etwas geht niemals allein, viele tolle Menschen, ob Künstler:innen oder Förder:innen, sind dazu notwendig.
Die Carlshöhe ist eine ehemalige Kaserne der Marine.
Sie befindet sich wunderschön gelegen im Westen von Eckernförde hoch über dem Windebyer Noor. 2019 erschien im Selbstverlag, von der Carlshöher Bauträger GmbH & Co.KG herausgegeben, die „Chronik Carlshöhe Eckernförde“. Der Autor Dieter Hammerich beschreibt in dieser Chronik sehr eindrucksvoll die Geschichte der Carlshöhe. Viele alte Schriftstücke aus Archiven, alte Fotos des Geländes, alte Flurkarten der Carlshöhe und des Gebietes um das Windybyer Noor herum, hat Dieter Hammerich zusammengetragen. Ich kann an dieser Stelle nur einen kleinen Einblick über die Anfänge der Carlshöhe wiedergeben, die heute ein moderner, lebendiger Stadtteil von Eckernförde geworden ist, in dem sich die wohl größte neuzeitlich gegründete Künstlerkolonie Norddeutschlands befindet.
1908 kaufte der Hamburger Kaufmann Johann Heinrich Carl Freiherr von Schröder die Carlshöhe und wandelte die ursprünglich dort ansässige Gärtnerei in einen Gutsbetrieb um.
1934 kaufte die Kriegsmarine das Gelände. Während des Krieges als Kasernenanlage genutzt, wurde aus diesem Gelände von 1945 bis 1956 erst ein Flüchtlingslager, später ein Lazarett und danach eine Schule für Landeszoll/Landesfeuerwehr und Landespolizei. Von 1956 bis 2001 war die Kaserne Carlshöhe Ausbildungsstätte von Spezialeinheiten der Bundesmarine, später Fernmeldeschule der Marine.
2001 wurde die Carlshöhe als Militärstandort aufgegeben. 2002 wurde das Eingangsensemble unter Denkmalschutz gestellt; einige andere Gebäude auf dem Gelände ebenfalls. Sieben Jahre passierte auf dem Gelände nichts. Die Natur holte sich zurück, was ihr gehörte als es noch eine Gärtnerei beherbergte. Das Gelände verwilderte und wurde wieder zu einem Naturgelände mit Wald und einer wunderschönen Pflanzenvielfalt.
Im Februar 2008 kaufte die Familie Greifenberg das Gelände der Carlshöhe. Im Gleitwort der Chronik Carlshöhe Eckernförde von Dieter Hammerich, schreibt Wolfram Greifenberg folgendes, ich zitiere:
„Als ich 2008 die ehemalige Kaserne Carlshöhe erwarb, hatte ich die Vision daraus einen lebendigen Stadtteil von Eckernförde zu schaffen. Dort sollen Menschen wohnen, arbeiten, Kultur genießen, Spaß haben, Sport machen, die Natur genießen. Meine Frau, meine Söhne und ich haben, jeder an seiner Stelle und nach seinen Fähigkeiten, die Plattformen dafür geschaffen, dass die aufgeführte Vision Realität werden konnten. Aber erst die Menschen, die diese Plattform nutzen, haben die Vision zur Realität werden lassen. Einer meiner persönlichen Lebensmotive ist „Idealismus“. Mein Wunsch, dass sich viele idealistisch denkende und handelnde Menschen, jeder/jede nach seinem/ihrem „Vermögen“, auf Carlshöhe einbringen, hat sich in großem Maße erfüllt.“
Eine Vision hat sich erfüllt. Heute, im Jahre 2022, ist die Carlshöhe genau das geworden: ein lebendiger Stadtteil von Eckernförde mit viel Natur und Kultur – Lebensfreude eben. Die Familie Greifenberg, ist mit dieser Entwicklung untrennbar verbunden.
Doch wie und wann haben die Künstler:innen die Carlshöhe für sich entdeckt. Wann wurde die Carlshöhe zu einer Kolonie für Künstler:innen? Darüber möchte ich in meinem nächsten Blog berichten: Künstler:innen entdecken die Carlshöhe für sich.
Margit Buß