Wie den Wert eines Kunstwerks realistisch einschätzen?

06.02.2025
Cécile Fuchs

Entdecke, wie Faktoren wie Provenienz, Zustand und Marktnachfrage den Kunstpreis beeinflussen. Ein Leitfaden für realistische Kunstbewertungen.

Das Schätzen des Wertes eines Kunstwerks ist eine komplexe Aufgabe, die verschiedene Faktoren berücksichtigt. Egal, ob du eine Kunstsammlerin oder ein Kunstsammler, Käuferin oder Käufer oder Verkäuferin oder Verkäufer bist – die Bewertung eines Kunstwerks ist entscheidend, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Hier sind die wichtigsten Punkte, die dir helfen können, den Preis eines Kunstwerks realistisch einzuschätzen:

Reputation und künstlerische Identität im Kunstmarkt

Der Name des Künstlers bzw. der Künstlerin spielt eine zentrale Rolle. Eine etablierte, weltweit anerkannte Künstlerin oder ein anerkannter Künstler erzielt oft höhere Preise als eine aufstrebende oder unbekannte Künstlerin oder Künstler. Folgende Aspekte beeinflussen den Wert:

  • Ausstellungshistorie: Hat der Künstler in renommierten Galerien oder Museen ausgestellt?
  • Auktionsergebnisse und erzielte Verkaufspreise: Wie wurden Werke der Künstlerin bei Auktionen bewertet und verkauft?
  • Publikationen: Gibt es Artikel oder Bücher über die kunstschaffende Person?

💁🏽 Tipp für Künstlerinnen und Künstler: Nutze diese Informationen, um den Wert deiner Werke zu kommunizieren. Deine Ausstellungshistorie und Veröffentlichungen können massgeblich zur Preisgestaltung beitragen.

 

Provenienz und Authentizität: Der Einfluss auf den Kunsthandel

Die Herkunft eines Kunstwerks, auch Provenienz genannt, ist ein Schlüsselfaktor. Ein gut dokumentierter Herkunftsnachweis steigert das Vertrauen und den Wert des Werks.

  • Frühere Besitzerinnen und Besitzer: Stammt das Werk aus einer angesehenen Sammlung?
  • Authentizitätszertifikate: Gibt es Belege, die die Echtheit des Werks bestätigen?
  • Historische Relevanz: War das Werk Teil wichtiger Ausstellungen oder historischer Ereignisse?

🔎 Hinweis für Sammlerinnen und Sammler: Achten Sie auf eine lückenlose Provenienz. Dies schützt vor Fälschungen und steigert den Wert Ihres Kunstwerks langfristig.

 

Technik und Medium: Schlüssel zur Identifizierung eines Kunstwerkes

Das verwendete Material und die Technik können den Preis eines Kunstwerks erheblich beeinflussen. Werke aus seltenen Materialien oder mit anspruchsvollen Techniken wie Fresko oder Intaglio-Druck erzielen oft höhere Preise, da sie aufwendiger in der Herstellung sind und aussergewöhnliche handwerkliche Fähigkeiten erfordern.

  • Materialwert: Werke aus seltenen oder hochwertigen Materialien sind oft teurer. Beispielsweise kann ein Gemälde, das mit 24-karätigem Goldblatt gearbeitet ist, einen deutlich höheren Wert erzielen als ein Standard-Ölgemälde.
  • Technische Schwierigkeit: Eine aufwendige Technik oder eine selten verwendete Methode kann den Wert steigern. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung der Freskomalerei, die aufgrund der komplexen Technik und der Zeitintensität oft als besonders wertvoll gilt.
  • Medium: Gemälde auf Leinwand erzielen in der Regel höhere Preise als Zeichnungen oder Druckgrafiken. Zum Beispiel sind grossformatige Ölmalereien auf Leinwand häufig teurer als Aquarelle oder Lithografien aufgrund der grösseren Investition an Material und Aufwand.

 

Grösse und Zustand eines Kunstwerkes: Wie sie den Preis beeinflussen

Die Grösse eines Kunstwerks kann ein Indikator für den Preis sein. Grössere Werke kosten oft mehr, da sie aufwendiger in der Herstellung sind.

  • Erhaltungszustand: Restaurierte oder beschädigte Werke sind weniger wertvoll. Ein Gemälde mit sichtbaren Rissen oder eine Skulptur, die neu zusammengefügt wurde, verliert oft an Marktwert.
  • Originalität: Werke mit nachträglichen Änderungen oder Reparaturen verlieren an Wert. Ein Originalgemälde, das später übermalt oder bearbeitet wurde, ist weniger wert als das ursprüngliche Werk.

 

Kunstpreis verstehen: Der Einfluss von Marktnachfrage und aktuellen Trends.

Wenn ein bestimmter Künstler oder Künstlerin oder Kunststil in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, kann dies den Wert eines Kunstwerks erheblich steigern. Die Beliebtheit eines Künstlers oder Künstlerin oder einer Kunstrichtung kann durch Medienaufmerksamkeit, Auktionen oder Ausstellungserfolge massgeblich beeinflusst werden.

  • Trends im Kunstmarkt: Zeitgenössische Kunst oder digitale Kunst wie NFTs sind derzeit besonders populär. Ein NFT-Kunstwerk von bekannten Künstlerinnen oder Künstler wie Beeple hat Millionen erzielt, während traditionelle Medien wie Malerei oder Skulptur weniger Nachfrage erfahren.
  • Beliebtheit der Künstlerin oder des Künstlers: Aktuell gefragte Künstlerinnen oder Künstler oder Bewegungen können hohe Preise erzielen. Ein Künstler wie Banksy, dessen Werke immer wieder in den Medien auftauchen, kann deutlich höhere Preise erzielen als weniger bekannte zeitgenössische Künstlerinnen.

 

Warum Seltenheit und Einzigartigkeit den Kunstmarkt beeinflussen

Einzelstücke oder limitierte Editionen sind oft teurer als Massenproduktionen. Einzigartige Kunstwerke oder limitierte Auflagen bieten den Käufern eine Exklusivität, die Massenproduktionen nicht bieten können. Diese Seltenheit und die Möglichkeit, etwas Einzigartiges zu besitzen, steigern nicht nur den Sammlerwert, sondern auch den Marktpreis.

  • Unikat-Status: Ein einzigartiges Werk hat einen höheren Sammlerwert. Ein Unikat wie ein Originalgemälde oder eine Skulptur hat in der Regel einen viel höheren Marktwert als eine Reproduktion oder eine Serienproduktion. Ein Beispiel hierfür ist das Gemälde „Les Femmes d'Alger“ von Picasso, dessen Unikat-Status den Preis in die Millionen katapultierte.
  • Limitierte Auflagen: Bei Drucken oder Fotografien steigt der Preis mit geringerer Auflagenzahl. Beispielsweise kann ein Druck von 10 Exemplaren deutlich teurer sein als ein Druck von 100 Exemplaren, da die geringere Auflage die Exklusivität und den Sammlerwert erhöht. Werke wie die limitierten Siebdrucke von Künstlern wie Andy Warhol sind oft wegen ihrer geringen Auflage besonders wertvoll.

 

Emotionale Faktoren bei Kunstwerken: Warum persönliche Bedeutung den Preis steigert

Kunst hat einen subjektiven Wert, der über den materiellen oder historischen hinausgeht.

Die persönliche Verbindung eines Sammlers oder einer Sammlerin zu einem Werk kann den Preis erheblich beeinflussen. Ein Gemälde, das an eine besondere Erfahrung, eine Erinnerung, ein geliebtes Motiv oder ein spezielles Ereignis erinnert, kann für einen Käufer unschätzbaren Wert haben.

Beispiel: Eine Sammlerin könnte bereit sein, für ein Landschaftsgemälde einer bestimmten Region, die für sie eine persönliche Bedeutung hat, einen weit höheren Preis zu zahlen als den Marktwert. Werke mit emotionaler Resonanz, wie ein Porträt, das an eine geliebte Person erinnert, oder eine abstrakte Darstellung, die starke Gefühle auslöst, finden oft Käufer, die ihre subjektive Verbindung zu dem Werk in den Preis einfliessen lassen.

Diese emotionalen und subjektiven Faktoren machen Kunst zu einem einzigartigen Markt, bei dem der Wert oft von individuellen Empfindungen bestimmt wird.

 

Praktische Schritte zur Kunstbewertung

  1. Recherche betreiben: Informiere dich über den Künstler, die Künstlerin, ähnliche Werke und vergangene Auktionen.
  2. Experten und Expertinnen hinzuziehen: Kunsthändlerinnen oder Kunsthändler, Gutachterinnen oder Gutachter und Auktionshäuser können eine professionelle Bewertung liefern.
  3. Online-Datenbanken nutzen: Plattformen wie Artnet oder Sotheby’s bieten Zugang zu Auktionsresultaten und Marktanalysen.

 

Wie berechnet man den Preis eines Kunstwerks? Nutze die Kunstpreisformel: (Höhe + Breite) × Künstlerfaktor

Bei art24 begegnen wir immer wieder der Frage, wie der Preis eines Kunstwerks ermittelt werden kann. Hierzu werden die Masse sowie der Künstlerfaktor-Faktor relevant.

Eine der bekanntesten Methoden für einen Richtpreis basiert auf einer einfachen Formel:

Preis für ein Papierwerk oder Gemälde = (Höhe + Breite) × Künstlerfaktor

Preis einer Skulptur/3D Werkes = (Höhe + Breite + Tiefe) × Künstlerfaktor

Diese Formel hat historische Wurzeln, die bis in die Renaissance zurückreichen, und wurde im Impressionismus weiterentwickelt. Sie dient jedoch nicht dazu, einen präzisen Marktpreis zu ermitteln, sondern bietet lediglich eine Orientierung, um einen möglichen Richtpreis zu berechnen. Die Formel ist vor allem bei jungen Künstlerinnen und Künstlern beliebt, da sie eine einfache Berechnungsgrundlage schafft.

Zur weiteren Einordnung des Wertes eines Kunstwerks ist die Verwendung einer Faktorskala, die den Künstlerfaktor als Multiplikator nutzt. Die folgende Einteilung dient zur Orientierung:

Faktor 1 – 10: Junge Talente und Studienabgänger

  • Merkmale: Erste Ausstellungen, wenig Erfahrung im Kunstmarkt.
  • Typische Künstler: Absolventen von Kunstakademien, erste Schaffensjahre.
  • Preis/cm²: Sehr niedrig (unter 50 €/cm²).
  • Beispiel: Abschlussarbeiten oder Arbeiten von aufstrebenden Talenten.

Faktor 11 – 100: Etablierte regionale Künstler

  • Merkmale: Regionale Bekanntheit, regelmässige Ausstellungen, Galerievertretung.
  • Typische Künstler: Etablierte, aber nicht international anerkannte Künstler.
  • Preis/cm²: 50 – 200 €/cm².
  • Beispiel: Werke, die in regionalen Galerien gehandelt werden.

Faktor 101 – 1.000: National bekannte Künstler

  • Merkmale: Kunstmarktpräsenz auf Landesebene, Erwähnung in Kunstzeitschriften, gelegentliche Auktionsverkäufe.
  • Typische Künstler: Künstler mit wachsender Nachfrage und stabiler Marktposition.
  • Preis/cm²: 200 – 1.000 €/cm².
  • Beispiel: Künstler mit Einzelausstellungen in renommierten nationalen Galerien.

Faktor 1.001 – 10.000: Internationale Künstler (etabliert)

  • Merkmale: Internationale Bekanntheit, vertreten durch renommierte Galerien, Werke in Sammlungen und Museen.
  • Typische Künstler: Künstler mit nachhaltigem Einfluss auf den Kunstmarkt.
  • Preis/cm²: 1.000 – 10.000 €/cm².
  • Beispiel: Werke von Chagall, Dalí (Druckgrafiken im unteren Bereich).

Faktor 10.001 – 100.000: Ikonen der Kunstgeschichte

  • Merkmale: Kunsthistorische Relevanz, Spitzenauktionen, hohe Nachfrage.
  • Typische Künstler: Klassiker der Moderne, Vorreiter der Kunstgeschichte.
  • Preis/cm²: 10.000 – 100.000 €/cm².
  • Beispiel: Picasso, van Gogh, Monet.

Faktor > 100.000: Museumskunst und Weltspitzen

  • Merkmale: Werke mit aussergewöhnlichem historischen, künstlerischen oder symbolischen Wert.
  • Typische Künstler: Weltweite Ikonen, Meisterwerke mit rekordverdächtigen Preisen.
  • Preis/cm²: Über 100.000 €/cm².
  • Beispiel: Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“ (2017 für 450 Mio. USD verkauft).

 

Doch was ist mit digitalen Werken?

Während traditionelle Kunstwerke oft nach physikalischen Parametern wie Grösse und Material bewertet werden, hängt der Wert von NFTs stärker von der Dynamik des digitalen Marktes, Trends und der technischen Innovation ab. Für Künstlerinnen und Künstler kann es hilfreich sein, eine Mischung aus objektiven Faktoren und subjektivem Hype zu berücksichtigen, um den Preis ihrer digitalen Werke zu bestimmen. 

Formel zur Orientierung

Eine mögliche Richtlinie für die Preisgestaltung von NFTs könnte folgendermassen aussehen:

NFT-Preis = (Erstellungsaufwand + Künstlerfaktor + Seltenheitsfaktor) × Markttrendfaktor

Erklärung:

  1. Erstellungsaufwand: Zeit und Kosten für die Erstellung des digitalen Werks.
  2. Künstlerfaktor: Bekanntheit und Reputation des Künstlers, ähnlich wie bei der traditionellen Kunst.
  3. Seltenheitsfaktor: Einzigartigkeit und Limitierung des NFTs.
  4. Markttrendfaktor: Hype um das Werk, das Genre oder den NFT-Markt allgemein.

 

Fazit

Die Kunstbewertung ist ein Zusammenspiel aus objektiven Faktoren wie Provenienz, Zustand und Technik sowie subjektiven Aspekten wie emotionalem Wert und Trends. Eine fundierte Recherche und die Beratung durch Expertinnen und Experten sind der Schlüssel, um den Wert eines Kunstwerks realistisch einzuschätzen. Ob für den Kauf, Verkauf oder die reine Neugier – die Kenntnis dieser Faktoren hilft dir, klügere Entscheidungen zu treffen.