Auf den Spuren von #4 Südfrankreich und die Kunst
Südfrankreich im Sommer liegt unter der gleissenden Sonne, die Erde braun, der Wind vom Meer, das Zirpen der Zikaden, der Schatten der Pinienbäume und, nach van Gogh, die Gestalten der Zypressen. Die Zeit steht still in den malerischen Dörfern, man trinkt Kaffee, unterbricht die Senioren und Seniorinnen beim Boule-Spiel, um einen Schwatz zu halten und atmet die tiefe Ruhe ein, während die Sonne sanft das Gesicht küsst.
Zu entdecken gibt es indes einiges. In Aix-en-Provence wurde 1839 Paul Cézanne geboren und lebte dort, ab und zu besucht von seinem Freund Émile Zola, unweit seines wichtigsten Motivs, dem Mont Sainte-Victoire. Auch L`Estaque, ein kleines Dorf westlich gelegen von Marseille, wurde von ihm festgehalten und auch vom Mitbegründer des Kubismus Georges Braque besucht, wohl auch, weil er Cézanne so verehrte.
Auch einer der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne, Henri Matisse, lebte viele Jahre in Menton und Nizza, im Süden Frankreichs. Seine Kirche, die Chapelle du Rosaire, kann in Vence bewundert werden. Pierre Bonnard lebte lange mit seiner Frau und Muse in Le Cannet. In Cagnes-sur-Mer steht Pierre-Auguste Renoirs Landgut «Les Collettes», umgeben von alten Olivenbäumen. In Arles entstanden wichtige Bilder van Goghs. Picasso kaufte sich, wie er dem Kunsthändler Daniel Henry Kahnweiler mitteilte, den Mont Saint Victoire. Kahnweiler, einer der wichtigsten Kunsthändler der Kubisten, der dachte, Picasso meine ein Werk von Cézanne, fragte nach, welchen er denn meine? Picasso erwiderte: «den echten». Er kaufte sich das Schloss Vauvenargues, welches oft von Cézanne zitiert wurde und inmitten dem das von ihm so geliebte Bergmassiv steht. Das Schloss ist auch Picassos letzte Ruhestätte. In Vallauris hat Picasso seine letzte Frau Jaqueline kennen gelernt, als er sich einem weiteren Medium, der Keramik, widmete. In Grasse sind die süssesten Düfte beheimatet, nach Gordes, mit den berühmten Lavendelfeldern, flüchtete Marc Chagall im zweiten Weltkrieg. Die Aufzählung könnte weiter gehen.
Wer zeitgenössische Kunst geniessen will, kommt natürlich ebenfalls komplett auf seine Kosten. Zu erwähnen ist hier zum Beispiel das Unterwassermuseum von Jason deCaires Taiylor. Vor Cannes, nahe bei der Insel Sainte-Marguerite, hat der Künstler sechs grosse Köpfe von Bewohnner:innen von Cannes im Meer versenkt. Natürlich mit Gips abgenommen und in Beton verewigt sind sie bei einem Tauchgang zu bewundern.
Und dann ist da noch Mougins, ein kleines Städtchen in den Hügeln, oberhalb von Cannes. Der letzte Wohnort von Picasso befindet sich hier, das Chateau de Vie oder vielen auch bekannt als Mas Notre-Dame-de-Vie. Benannt wurde dieses Haus nach der danebenstehenden Kirche. Picasso kaufte dieses prächtige, ehemalige Bauernhaus der Familie Guinness, genauer von Loel Guinness ab, dessen Mutter auf dem Grundstück begraben liegt. Picassos fulminantes Spätwerk ist hier, abseits von Trubel und Hektik, in einsamer Ruhe und Stille entstanden. Die romanische Kirche wurde im späten Mittelalter erbaut. Im 18. Jahrhundert bis hin in die Neuzeit, wurde sie gebraucht, um totgeborene Kinder zu taufen und zu beerdigen. Diese Demut und Bedächtigkeit werden hier spürbar. Der Blick über Cannes und das angrenzende Meer lässt eine kleine Schwermut zu.
Südfrankreich bietet viel.
Habt ihr auch noch Inputs, Orte, die Cécile nicht erwähnt hat, die es aber wert wären, zu erscheinen? Schickt einen kleinen Text, eine Beschreibung und mindestens ein Foto des Ortes an hello@art24.world
Credits: Cécile Fuchs