Der Regenbogen #1 - Die ersten Regenbogen-Darstellungen

24.02.2023
Yvonne Roos

In monatlich erscheinenden Blogs, das sind wir Autorinnen der Reichhaltigkeit dieses Themas schuldig, sind wir dem eigentlich flüchtigen Phänomen des Regenbogens und seiner Farben, seiner symbolischen, kulturellen, kunstbezogenen wie mythologischen Verwendung über Jahrhunderte hinweg auf der Spur – angeregt durch das bunte art24-Logo, das wie zerfliessende Aquarellfarben auf Papier stellvertretend für das reiche Spektrum einer Kunstwelt aus unterschiedlichsten Formationen, Ausprägungen und natürlichen Farben steht. Im ersten Teil der Serie suchen wir nach den Anfängen des Regenbogens in der Kunst und dessen Bedeutung für die unterschiedlichsten Kulturen.

Der farbige Abglanz am Himmelszelt

Das Farbspektakel am Firmament kann bei den richtigen Bedingungen weltweit beobachtet werden und beeindruckte die Menschen um den ganzen Erdglobus von Anfang an. Entsprechend hat der Regenbogen die unterschiedlichsten Kulturen geprägt, Religionen und Aberglauben, wie auch die Künste, Musik und Literatur beeinflusst. Wie der Farbbogen zu Beginn der Menschheit wahrgenommen wurde und welche Wirkung er hatte, bleibt uns bis zu einem gewissen Grad ein Rätsel, genau wie der Regenbogen selbst. Denn trotz der wissenschaftlichen Kenntnisse, die uns seine Entstehung erklären, bewahrt das Phänomen nach wie vor etwas Magisches. Diese Spannung zwischen Wissenschaft und der Faszination an diesem Naturwunder brachte Goethe in Faust II berührend zum Ausdruck:

So bleibe denn die Sonne mir im Rücken!

Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend,

Ihn schau’ ich an mit wachsendem Entzücken. 

Von Sturz zu Sturzen wälzt er jetzt in tausend, 

Dann aber tausend Strömen sich ergießend, 

Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend. 

Allein wie herrlich, diesem Sturm ersprießend, 

Wölbt sich des bunten Bogens Wechseldauer, 

Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend, 

Umher verbreitend duftig kühle Schauer. 

Der spiegelt ab das menschliche Bestreben. 

Ihm sinne nach, und du begreifst genauer: 

Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.

 

Der Regenbogen in verschiedenen Regionen der Welt

Doch was war vor den wissenschaftlichen Kenntnissen? Was wissen wir über die Bedeutung des mystischen Regenbogens in der Ur- und Frühgeschichte? Kulturelle Zeugnisse geben uns Hinweise und Aufschluss darüber, vor allem schriftliche Quellen. Der Regenbogen prägte viele Kulturen. Blicken wir also zurück, wie die Menschheit sich den farbigen Abglanz zu Anbeginn erklärte. 

Bei den Mayas etwa, ist die Muttergottheit Ix Chel nicht nur Erd- und Mondgöttin sowie Schutzherrin des Wassers, sie ist auch Göttin des Regenbogens, welcher ihre Tiara ist. Bei den Inkas ist der Regenbogen die Gottheit K’uychi. Die Inkas fürchteten sich aber auch davor, den Regenbogen zu betrachten, da er als bösartiges Omen gesehen wurde. Sie glaubten, dass Regenbögen Himmelsschlangen seien, welche mit Gefahr assoziiert wurden. Die Schlangen können sich, auch nachdem sie sich am Himmel verflüchtigt haben, weiter auf der Erde bewegen. Die meisten von ihnen seien böswillig, stehlen Männer oder betreten den Bauch von Frauen durch die Vagina und verursachen Schmerzen. Die Regenbogengöttin gilt aber zugleich als Symbol der Fortpflanzung und verleiht der Erde ihre Farben. 

Auch im alten Ägypten wurde der Bogen mit einer Himmelsschlange in Verbindung gebracht und mit dem Tod und der Unterwelt assoziiert. Schlangengott Mehen (altägyptisch «einrollen», «umwickeln») begleitet den Sonnengott Re jede Nacht in die Unterwelt und beschützt ihn dort, damit dieser im Osten wieder aufgehen kann. Der Schlangengott wurde in Hieroglyphen oft mit einem Doppelbogen abgebildet und zeigt durch seinen Bogen der Sonne ihren Weg. Denn aus meteorologischer Sicht kann der Bogen nicht in der Nähe der Sonne dargestellt werden. Direkte Hinweise auf Regenbogendarstellungen gibt es also kaum, allerdings geht man davon aus, dass es im alten Ägypten immer wieder zu Regenstürmen kam und Regenbögen somit gesichtet wurden. 

Regenstürme gab es auch regelmässig im geografischen Norden. Entsprechend ist im samischen Schamanismus Thiermes oder Horagalles Gott des Himmels, des Donners, des Blitzes, des Wetters, der Ozeane und Seen sowie des Regenbogens. Der Regenbogen ist sein Bogen, mit dem er seine Pfeile verschiesst. Damit wird der Regenbogen auch als Waffe eingesetzt. In der nordischen Mythologie stellt das Phänomen eine dreistrahlige Regenbogenbrücke dar, die Asgard und Midgard, die Reiche der Götter, beziehungsweise der Menschen, verbindet. Diese Brücke heisst Bifröst, was «schwankende Himmelsstrasse» bedeutet.

Auch im asiatischen Raum gab es diverse Interpretationen. In China wurde mit dem Regenbogen ein Riss im Himmel mit fünf farbigen Steinen geflickt, die von der schlangenbeinigen Schöpfungsgöttin Nüwa gegossen wurden. Im Hinduismus gibt es diverse Gottheiten, die mit dem Regenbogen assoziiert werden. So ist er etwa der Bogen Ramas, einer Inkarnation von Vishnu. Die indische Gottheit Indra, Gott des Himmels, des Sturmes und des Regens, bediente sich des Regenbogens, um die Schlange Vritra mit Blitzen zu töten. Maya, Göttin der Schöpfung, wird durch die sieben Farben des Regenbogens symbolisiert, die nicht greifbar sind. Dadurch erzeugt sie eine Illusion der Welt. Entsprechend bedeutet ihr Name aus dem Sanskrit «Illusion, Zauberei» oder wörtlich «das grosse Nichtsein». Bei den Buddhisten versinnbildlicht der Regenbogen den höchsten Zustand, den man vor dem Nirwana oder der Erleuchtung erreichen kann. 

Die Aborigines in Australien glauben ebenfalls, dass der Regenbogen eine Schlange ist, die den Himmel bewohnt. Diese repräsentiert die schöpferische, wie auch die zerstörerische Kraft der Natur in Zusammenhang mit Wasser und Regen. Denn an den Küsten Australiens gab es schon damals Überschwemmungen. Die zweigeschlechtliche Regenbogenschlange steht aber auch für die Unendlichkeit der Welt und die Traumzeit, ein wichtiger Bestandteil der Kultur und Mythologie der Aborigines. Darstellungen von diesen Regenbogenschlagen sind auch in Felsenmalereien zu finden, etwa in Arnhem Land (Mount Borradaile), die vermutlich zwischen 6'000 bis 9'000 Jahre alt ist. 

Auch im babylonischen Gilgamesh-Epos, das um 2000 v. Chr. entstand und spätere akkadische und sumerische literarische Werke beeinflusste, war von diesem Phänomen die Rede. Der Regenbogen steht im Gilgamesh-Epos für die göttliche Sanktion für den Krieg, aber auch für die Unsterblichkeit. So sucht Gilgamesh in mesopotamischen Schriften nach dem ewigen Leben bei seinem Ahnen Utnapishtim, der eine Flut auf einer Arche überlebte. Dabei erscheint ihm Ishtar, Göttin der Lust und des Krieges. Sie trägt in der Schilderung eine Halskette, die als Regenbogen interpretiert wird. Die Erzählung wird im Alten Testament mit der Geschichte Noahs aufgegriffen. In der Genesis bietet ein zerstörerischer und zugleich barmherziger Gott den Regenbogen als Versprechen für den Frieden an. Der Regenbogen diente also als eine Verbindung zwischen Gott und der Menschheit. Im Neuen Testament wurde die Auslegung des farbigen Ringes erweitert, doch dazu mehr im nächsten Blog. 

In der griechischen Mythologie ist der Name der Göttin Iris an den Regenbogen selbst gebunden, ihr Name bedeutet wörtlich «Regenbogen». «Eiris» bedeutet aber auch «Bote», womit der Name einen doppelten Sinn hat. In der griechisch-römischen Kosmogonie ist der Bogen der Farben ein Weg, der von der geflügelten Botin Iris gezeichnet wird, um Himmel und Erde zu verbinden. Obschon sie in der Genealogie nahe mit Gaia, der Mutter Erde, verwandt ist, kam ihr als Göttin eine geringe Rolle zu. Im 5. Jh. v. Chr., wurde sie aber als wichtig genug erachtet, dass separate Skulpturen auf einem Giebel und einer Metope im Parthenon in Athen von ihr erstellt wurden. Der erhaltene Torso befindet sich heute im British Museum. Iris galt vornehmlich als Sprachrohr anderer Gottheiten. Ihre Botschaften handelten aber selten von Frieden und Glück, meistens berichtete sie von Krieg und Tod oder übermittelte schlicht Ratschläge. Im Auftrag von Zeus nimmt sie oft eine handelnde Tätigkeit in den Intrigen der griechischen Erzählungen ein. Iris ist aber auch eine Göttin des Meeres und des Himmels. Denn für die an der Küste lebenden Griech:innen war der Regenbogen am häufigsten über dem Meer zu sehen, weshalb angenommen wurde, dass die Göttin die Regenwolken mit Wasser aus dem Meer auffüllte. Ihre Rolle veränderte sich im Verlaufe der Antike ständig. So war der Regenbogen später nicht mehr ihre Personifizierung, sondern ihr vorübergehendes Symbol, ihre Spur, die nach ihrem Gutdünken erschien. Der Name «Iris» finden wir heute in Anlehnung an die Farben des Regenbogens weiterhin in unserem Sprachgebraucht. Etwa als Blume oder für die gefärbte Blende unseres Auges. Das Wort beschreibt aber auch die optische Erfahrung des Irisierens, etwa bei Perlen oder Seifenblasen. Es besteht also eine linguistische Verbindung zwischen Farben und dem Sehen. 

 

Erste bildliche Zeugnisse des Regenbogens

Doch wie sahen die ersten Darstellungen des Regenbogens nun aus, wenn sie nicht gerade in Form einer Schlange erschienen, wie diejenigen in Australien? Eine der ältesten als Regenbogen interpretierten Bilder ist ein Piktogramm im Tassili n’Ajjer Gebirge in der Sahara Algeriens, welches vermutlich 5’500 Jahre alt ist. In dieser Gebirgskette, heute eine Wüste mit Wadis und Sandsteinmonolithen, herrschte im Neolithikum mediterranes Klima, also günstige Bedingungen für die Viehzucht und Zivilisation, wie Felsenmalereien bestätigen. Das Abbild zeigt eine gehörnte, rennende Frau, die mit weissen Tupfern bemalt ist. Sie wird als Tänzerin oder Göttin interpretiert. Zwischen ihren Beinen ist eine weitere weibliche Figur abgebildet, die von einem Rundbogen umrahmt wird; möglicherweise ein Regenbogen. 

 

Die weissen Tüpfel der Tänzerin können als Ziernarben gelesen werden, allerdings stellten solche Punkte in Vorderasien und in Griechenland auch göttlichen Regen dar. Die Punkte oberhalb des gehörnten Kopfes könnten somit Wassertropfen sein, die von der weissen Wolke auf ihren Körper herunterfallen. Die wellenförmigen Linien, die aus ihren Armen und der Hüfte entspringen, erinnern an Regenbündel, wie sie von mesopotamischen Rollsiegeln bekannt sind. Die Menschen des Neolithikums investierten also offensichtlich spirituelle und künstlerische Energie in die Darstellung des verheissungsvollen Himmelsbogens. 

Auch in späteren Kulturen war der Regenbogen wichtig. Der von Tassili n’Ajjer hat sogar frappante Ähnlichkeit zu antiken Darstellungen im Westen der USA. Die geografische Distanz schliesst zwar eine Verbindung aus, dies deutet aber darauf hin, dass es Gemeinsamkeiten in der visuellen Wahrnehmung gab, so dass ein ähnlicher künstlerischer Output generiert wurde. Diese ähnlichen Petroglyphen und Felsmalereien wurden unter anderem in Utah im sogenannten San Rafael Swell gefunden. Zu Beginn hinterliessen die nomadischen Menschen dieser Region Zeichnungen von vorwiegend abstrakter Art. Später entstanden einfach gehaltene repräsentative Elemente, möglicherweise als Ergebnis der Niederlassung oder um externe Kontakte zu bezeugen. Es wird angenommen, dass die Nachkommen des Colorado-Plateaus, die Hopi und die Navajo, das Regenbogen-Symbol weiterhin in ihrer religiösen Kunst verwenden, etwa in Form von zeremoniellen Gewändern oder in der Sandmalerei. Die Regenbögen auf den Felsen tauchen meist zusammen mit anthropomorphen Figuren auf, die anhand ihrer Kleidung und Pose den Regenbogen zu vergöttern scheinen. Oft sind auch Wolken, Blitze oder Regenschauer abgebildet. Vermutlich sind diese meteorologischen Symbole mit zeremoniellen Praktiken verknüpft. Dadurch wird auch die Sorge um die Aufrechterhaltung ausreichender Niederschläge in der überwiegend trockenen Region ausgedrückt. 

Das Regenbogenbild war somit ein wichtiges Symbol für die Ernährung und die prähistorische Agrarkulturen der Menschen, wo die Existenz an die sommerlichen Niederschläge und die damit verbundenen Regenbögen gebunden war. Der Stein limitierte sicherlich die Darstellungsweise des Regenbogens, gerade in Bezug zum Realismus. 

Die Naturnachahmung des Künstlers / der Künstlerin eröffnet daher viele Fragen, welche sich teilweise auch auf die eingangs erwähnten Kulturen übertragen lassen: Werden die gebrochenen Farbsequenzen in mehrfarbigen Piktogrammen korrekt dargestellt? Sind auch doppelte Regenbögen abgebildet? Oder gar mehrere? Wie sahen die Menschen dieser Zeit Farben und hatten sie bereits Wörter für die Farben? Und wie beeinflusste die Sprache die Farbwahrnehmung? 

Für die Felsbilder in Utah wird vermutet, dass die realistische Wiedergabe bei einer zeremoniellen Darstellung nicht so wichtig war, da nur der abgekürzte symbolische Inhalt vermittelt werden sollte. Der Regenbogen ist meist in einem zeremoniellen Rahmen an abgelegenen, trockenen Orten abgebildet, oft in Verbindung mit schwebenden, anthropomorphen Figuren, die über den normalen Menschen hinauszugehen scheinen, sowie mit Pflanzen, Tieren, Masken, Regenschiffen und Wolkenmustern. Dies deutet auf eine gleichzeitige Praxis der Ahnenverehrung hin. Es wird angenommen, dass der frühe Felskunststil das Werk einer Gruppe von Künstlerschaman:innen in präagrarischer Zeit ist und wahrscheinlich vor dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstand. Weiterentwicklungen zeigen den Regenbogen alternierend in weiss-roten Farben. Als wohl früheste korrekte Darstellung eines Regenbogens gilt ein Abbild in San Rafael Fremont (ca. 700-1200 n. Chr.). In Arizona findet sich ein anderer alternierender Regenbogen, zusammen mit einer flötenspielenden Figur. Die Flöte wurde später in Hopi-Ritualen als regenmachendes Instrument eingesetzt. 

Obschon die Darstellungen in Zeremonien verwendet wurden, deutet all dies, auch in Zusammenhang zu Darstellungen von Planeten, Supernovä und der Sonnenwende, auf rationale Beobachtungen hin, die auf diese Weise mit dem Glauben in Verbindung gebracht wurden. Das meteorologische Phänomen war somit Teil eines kulturellen Verständnisses, das magisch und mystische Qualitäten besass. Der Regenbogen war für die Schaman:innen eine Brücke, durch den sie im ekstatischen Zustand in den Himmel reisen konnten. Damit ist der Regenbogen eine Brücke zwischen der physischen und spirituellen Welt.

 

Auch in Europa fand man jungsteinzeitliche Darstellungen. In Spanien in der Höhle «Los Letreros» wurde die sogenannte Indalo-Figur entdeckt. Die Figur hält einen Bogen in ihren beiden Händen, der als Regenbogen interpretiert wird und möglicherweise Klugheit sowie Wahrheit darstellt und die Menschheit vor bösen Geistern und Übel schützen sollte. Andere Theorien sehen darin aber schlicht einen Jäger mit Bogen. 

Eines der in Europa bekanntesten Objekte, das möglicherweise einen Regenbogen abbilden könnte, ist die Himmelsscheibe von Nebra. Deren Datierung ist umstritten, da sie damals von Plünderern gefunden wurde. Die Mehrheit datiert die Scheibe zwischen 2'200-1'550 v. Chr., doch eine Meinung vermutet, dass sie erst viel später, nämlich um 500 v. Chr., entstand. Letztere sieht im Bogen auf der Scheibe ein Regenbogen. Dies würde generell in die Eisenzeit passen, in der auch keltische Schwerter entdeckt wurden, welche Halbmonde, Sonnen und Regenbögen zeigen und damit auch eine Schutzfunktion haben. Die genaue Bedeutung des Regenbogens für die Menschen dieser Zeit und Region ist nicht bekannt. Andere Interpretationen, verstehen die Scheibe etwa als Sonnenuhr, oder sehen darin astronomische Informationen, die an einen bestimmten Ort gebunden sind.

Der Regenbogen hatte also in vielen Kulturräumen eine vermittelnde Funktion zwischen dem Himmlischen und dem Irdischen. Oft war er ein positives Symbol, vor allem, da er Regen und somit Fruchtbarkeit mit sich brachte. Doch sehr oft in Form einer gefährlichen Schlange, bedeutete der Regenbogen auch Gefahr und wurde bisweilen auch mit Zerstörung, Waffen (Bogen) und mit Krieg in Verbindung gebracht. Gleichzeitig konnte der leuchtende Regenbogen aber auch ein Zeichen von Frieden und Versöhnung sowie ein Schutzsymbol sein. Das optische Phänomen stand also im Spannungsfeld von Fruchtbarkeitskult und Zerstörungswut, von Hoffnung und Leid. 

So vielfältig die Farben des Regenbogens, so vielfältig waren und sind die Vorstellungen der Kulturen, auf die hier leider unmöglich im Detail eingegangen werden kann. Nebst erstaunlichen Parallelen sind auch viele Unterschiede zu erkennen. Zwar sind prähistorische Abbildungen dieses Farbenspiels noch rar und in ihrer Ausdrucksart limitiert, doch möglicherweise werden in Zukunft neue Objekte entdeckt oder bereits bekannte aber noch unerforschte oder rätselhafte Objekte als Regenbogendarstellungen erkannt. Wie sich die Darstellungsweise und die Bedeutung im Mittelalter weiterentwickelten, erfährst Du im nächsten Blog. 

 

Glossar:

Petroglyphen: Ein in Stein gemeisseltes oder gepicktes Felsenbild aus prähistorischer Zeit, oft auch mit Farbe ausgearbeitet. Im Gegensatz dazu, ist sind Felsmalereien nur mit Farbe aufgetragen.

Hopi: Amerikanische Ureinwohner des Nordostens von Arizona.

Navajo: Amerikanische Ureinwohner des nördlichen New Mexico und Arizona.

Anthropomorph: Figuren mit menschlicher Gestalt, menschenähnlichen Zügen und Eigenschaften. Tiere, Götter und Naturgewalten nehmen also menschliche Formen an. 

Bildnachweis:

Bild 1: Lekythos aus Ton mit Iris als Botin am Bauch des Gefässes, Maler von Diosphos, Athen um 500-490 v. Chr., ausgesellt im Louvre, Paris, Foto: Marie-Lan Nguyen (CC BY 3.0).

Bild 2: Reproduktion des Originals, Rennende gehörnte Frau, Felsenmalerei, 6’000-4'000 v. Chr., Tassili n’Ajjer, Algerien. Foto: smarthistory.org.

Bild 3: Serie von kleinen (10 cm), möglicherweise doppelreihigen Regenbogenpiktogrammen, die mit roter Farbe über Figuren ausgeführt wurden, die an fliegende Vögel erinnern. Die jenseitigen Anthropomorphen, die von Schlangen und kleinen Vögeln umgeben sind, sind im klassischen Barrier Canyon-Stil. Die Tafel befindet sich oben auf einer Klippe in der Region Head of Sinbad im Zentrum von Utahs San Rafael Swell. Foto: Bob Sihler.

Bild 4: Petroglyphe eines alternierend weiss-roten Regenbogens mit anthropomorphen Figuren und abstrakten Symbolen, in Ferron Box in San Rafael Fremont, Utah. Foto: gjhikes.com: Ferron Box

Bild 5: Die Himmelsscheibe von Nebra, Bronze und Gold, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Sachsen-Anhalt, zu sehen im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Foto: Dbachmann, (CC BY-SA 3.0).

Weiterführende Literatur:

Hager, Nathalie, Running Horned Woman, Tassili n’Ajjer, Algeria, in: Smarthistory, September 23, 2016, Zugriff am 8. February 2023. (https://smarthistory.org/running-horned-woman-tassili-najjer-algeria-2/).

Lee, Raymond L. und Fraser, Alistair B. (2001). The Rainbow Bridge: Rainbows in Art, Myth and Science. University Park.The Pennsylvania State University Press. 2001.

Pásztor, Emília und Curt Roslund. (2007). An Interpretation of the Nebra Disc, in: Antiquity 81.312, Cambridge, Cambridge University Press, S. 267–278.

Sassen, Kenneth. (1991). Rainbows in the Indian rock art of desert western America, in. Applied Optics, Vol. 30, No. 24, S. 3523-3537.