Tempera-Malerei als Ausdrucksmittel

22.02.2022
Name unbekannt

Kurzer Exkurs zur Tempera-Technik und was die Werke der tschechischen Künstlerin Dana Hlobilovás, Giotto und Botticelli so strahlen lässt

«Tempera», vom Lateinischen «temperare» abstammend, bedeutet so viel wie «(Ver-) Mischen» und bezeichnet im heutigen Verständnis eine emulgierte Mischung aus einem wässrigen und nicht-wässrigen Anteil. Die Bestandteile des Bindemittels können dabei sehr unterschiedlich sein. 

Der Ursprung der Temperamalerei reicht vermutlich bis in die Antike zurück. Ausgehend von einer Notiz von Cennino Cennini um 1400 wurde in der anfänglichen Temperamalerei ein Ei-Bindemittel verwendet, was ihr den Namen der «reinen Eitempera» verlieh. 

Obwohl die Tempera-Maltechnik als das vorherrschende Malmedium galt und insbesondere im Mittelalter in Europa, in der traditionellen Ikonenmalerei und von Malern wie Giotto und Botticelli genutzt wurde, verschwand sie mit dem Aufkommen der Ölmalerei und ihrer technischen Optimierung immer mehr in den Hintergrund. Während anfänglich im 14. Jahrhundert noch eine Mischtechnik, bestehend aus Tempera und Oel, u.a. bei Malern wie Leonardo da Vinci und seinen Schülern oder auch Jan van Eyck Verwendung fand, wurde sie bald komplett durch Oel ersetzt. Michelangelo malte beispielsweise hauptsächlich nur mit Oel. Allerdings fand sie in der Hochrenaissance noch als Untermalung für Ölgemälde oder in der Inkarnatmalerei Anwendung.  

Ein Leichtes ist es jedoch nicht mit Tempera zu malen. Es braucht ein gutes technisches Verständnis und malerische Erfahrung. Nicht ohne Grund wurde die reine Eitempera durch Oel ersetzt. Ein Faktor spielte hier sicher die geringe Haltbarkeit. Zudem wurden Leinwände als Bildträger gegenüber den traditionellen Holztafeln zunehmend bevorzugt. Im Vergleich zur Ölfarbe weist die Temperafarbe auch keine tiefe Farbsättigung auf. Obwohl sie schneller als Oel trocknet, braucht es teilweise mehrere feine Farbschichten bis sie deckend ist. So muss sie mit kurzen kleinen Strichen und in mehreren Schichten aufgetragen werden.  

Allerdings ist die Temperamalerei sehr vielfältig anwendbar. Unter dem heutigen Verständnis der Tempera sind unterschiedliche Bindemittel mischbar. Für selbst hergestellte Emulsionen eignen sich Ei, Leinöl, Wasser oder Harze (z.B. Dammar, Mastix). So lassen sich je nach Bedarf lasierende oder pastose, matte oder glänzende Farbaufträge gestalten. Man unterscheidet hierbei zwischen der «mageren» (bedeutet mit einem höheren Wasseranteil) und der «fetten» (meint einem höheren ölhaltigen Anteil) Tempera.  

Ein weißfarbiger Grund verleiht der Temperafarbe eine höhere Leuchtkraft und bewirkt, dass die Farben besser zur Geltung kommen. Eine helle, feste und mager gebundene Grundierung, wie ein Kreidegrund, eignet sich daher am besten.  

Wer noch mehr Leuchtkraft möchte, sollte die Temperafarbe selbst anreiben. Im Handel existieren mittlerweile feinste geriebene, ungebundene Farbpigmente, die hierfür verwendet werden können. Eine grosse Auswahl an hochqualitativen Pigmenten sind beispielsweise bei der Firma Kremer Pigmente zu finden.

Viel Freude beim künstlerischen Kreieren! 

 

Weitere Literatur zum Nachschlagen:

  • Nikolaus, K. (1982). DuMont's Bild-Lexikon zur Gemäldebestimmung. Köln: DuMont Buchverlag.
  • Nikolaus, K. (2003). DuMonts Handbuch der Gemäldekunde. Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag.
  • Doerner, M. (1971). Malmaterial und seine Verwendung im Bilde. Stuttgart: Ferdinand Enke Verlag.