Auf den Spuren von #5 Joan Miro

10.09.2023
CRIS

Von Bern nach New York: Künstler und Spezialist für Immigration und Interkulturelle Mediation, CRIS, teilt mit uns seine Faszination für den spanisch-katalanischen Maler Joan Miró. Lernt den bedeutenden surrealistischen Künstler durch die Augen von Cris neu kennen.

Das Werk von Joan Miró hat mich schon in jungen Jahren in seinen Bann gezogen, als ich seine Serie «Blau» kennenlernte, die als Titelbild für ein kleines Kulturmagazin in der Stadt, in der ich lebte, verwendet wurden. Ich glaube, dass wir als Künstler:innen ständig nach Inspiration und Motivation suchen müssen, um unsere innere Welt und die Realität, die uns umgibt, zum Ausdruck zu bringen.

Wie das Reisen, die Natur und das Leben, ist auch Miró eine unerschöpfliche Quelle der Kreativität. Seine Verwendung von Farben, Formen, Atmosphären, Figuren und Symbolen schafft ein Universum, in das wir auf der Suche nach neuen Bedeutungen eintauchen können. 

Seine Kunst bietet eine einzigartige Perspektive darauf, wie Kunst, Kultur, Kommunikation und Identität Verbindungen zu Fragen der Interkulturalität, der Migration, der Identität, des kulturellen Ausdrucks und der neuen Welten schaffen. Diese Verbindungen bereichern meine Kenntnisse und Fähigkeiten in meiner beruflichen Entwicklung als Absolvent der internationalen Beziehungen und Spezialist in diesen Bereichen. Seine Kunst ist in dieser globalisierten Welt verwoben und bietet Originalität, Einfachheit und Authentizität. Miró hat mich in meiner künstlerischen Laufbahn immer inspiriert und mich mit seiner Kunst herausgefordert, die Grenzen und den Kanon unserer Zeit zu überschreiten. 

 

Mit seiner Aktualität bietet Miró den Künstler:innen, die sich auf seine Spuren begeben und sich seinem Werk nähern, die Möglichkeit, frei neue kreative und imaginäre Horizonte zu erkunden.

 

Bild. 1: Cris in der  «NEUE HORIZONTE MIRÓ» - Ausstellung, Museum: Zentrum Paul Klee, Bern, Schweiz, Fotocredit: ©CRIS / April, 2023.

 

Das Leben und Werk von Joan Miró zieht sich praktisch durch das gesamte 20. Jahrhundert. Er wurde 1893 in Barcelona, Katalonien, Spanien, in eine wohlhabende Unternehmerfamilie geboren. Die Transzendenz seiner Kunst überrascht mit der Freiheit, Kreativität und Unschuld seiner Kreationen. Joan Miró hat ein Vermächtnis und eine tiefe Spur in der Geschichte der zeitgenössischen Kunst hinterlassen.

Die Orte, Städte und Länder, die Joan Miró im Laufe seines 90-jährigen Lebens besuchte und bewohnte, eröffneten einen interkulturellen Horizont, der in seiner künstlerischen Suche zum Ausdruck kommt. Symbolträchtige Orte der Welt wie Paris, New York, Amsterdam, Barcelona und Tokio sind ebenso Teil von Mirós Leben wie die warmen und ruhigen Strände von Mallorca, Tarragona oder Montroig.

Joan Miró gilt als einer der Pioniere des Surrealismus und sein Werk ist von den künstlerischen Strömungen dieser Zeit beeinflusst: Fauvismus, Dadaismus, Kubismus und Expressionismus. Die Primärfarben sind in Mirós Gemälden von Anfang an präsent, und in der Entwicklung seiner Werke werden die Formen und Figuren im Laufe der Zeit immer abstrakter. Die Traumwelt, die Volkskultur und die symbolischen Darstellungen erhalten ihre eigene Identität in einem kindlichen, einfachen und authentischen Stil. Miró stellte die künstlerischen Konventionen seiner Zeit in Frage und schuf eine einzigartige Bildsprache, die bis heute nachwirkt. 

 

Eine faszinierende Welt der Formen, Figuren und Farben

 

Miró war ein prominenter Vertreter des Surrealismus, einer künstlerischen Bewegung, die es ihm ermöglichte, die Tiefen des Unterbewusstseins auf der Suche nach Freiheit und der Befreiung der Kreativität zu erforschen, um die rationale Kontrolle und sogar den künstlerischen Kanon zu überwinden. In vielen Werken, wie dem «Karneval des Harlekins» (Bild 2), finden sich verschiedene, scheinbar disparate Elemente, die in einem kontrollierten Chaos zusammenlaufen und ein Spiel von Farben, Linien, Formen und Figuren schaffen, die sich der konventionellen Logik entzieht. Um Mirós Werk zu verstehen, ist es wichtig, den Einfluss des Surrealismus auf seine Karriere zu kontextualisieren und zu sehen, wie der Künstler durch Abstraktionen und die ständige Suche nach neuen künstlerischen und kulturellen Horizonten seine innere Realität in vielfältigen Ausdrucksformen und Kreationen zu erfassen vermochte.

 

Bild 2: The Harlequin's Carnival (1924), Museum: Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, USA, Technik: Öl (66 x 90,5 cm), Fotocredit: ©CRIS / July 2022.


Unter den ikonischen Werken des katalanischen Künstlers nimmt die Serie «Constellaciones» (Bild 3) einen einzigartigen Platz in seinem Schaffen ein. Mit einem naiven und zutiefst symbolischen Stil scheint Miró den grossen Tragödien, die die Welt umgeben, zu entfliehen und malt zwischen 1939 und 1941 eine Reihe von Bildern, die auf die Sterne und die Traumwelt anspielen.

 

Bild 3: Xifrats i constellacions, en l'amor amb una dona (1939-1941), Museum: Art Institute of Chicago, Chicago, Estados Unidos, USA, Technik: Aquarell (46 x 38 cm).

 

Joan Mirós künstlerische Entwicklung führte ihn dazu, seine eigene Welt und Sprache zu schaffen. In seinen eigenen Worten sagte er: «Alles braucht seine Zeit. Mein Formenvokabular, zum Beispiel, ist mir nicht auf einmal eingefallen. Es formulierte sich fast von selbst.» In einem der Meisterwerke des Surrealismus schuf er 1925 «Die Geburt der Welt» (Bild 4), in dem er viele charakteristische Elemente seines künstlerischen Stils zusammenfasste und eine im Entstehen begriffene Welt vorstellte, in der sich symbolische Elemente und Abstraktes finden, die miteinander in Beziehung stehen und sich in einem geheimnisvollen und rätselhaften Bildraum vereinen, der von subtilen Farben und organischen Formen geprägt ist und an eine Traumlandschaft erinnern.

 

Bild 4: The Birth of the World (1925), Museum: MoMA Museum of Modern Art New York, USA, Technik: Aquarell (251 x 200 cm), Fotocredit: ©CRIS / May, 2023.

 

Joan Miró war ein Künstler, der künstlerische Normen herausforderte, indem er einen innovativen visuellen Ansatz erforschte. Seine Genialität zeigt sich in seiner Fähigkeit, das Abstrakte mit dem Symbolischen, die Form mit der Farbe, das Einfache mit dem Tiefgründigen und schliesslich das Rationale und Irrationale mit dem Emotionalen zu verbinden. Mirós interkultureller Hintergrund ermöglichte es ihm, mit verschiedenen Materialien, Medien und Techniken zu experimentieren, von seinen Gemälden auf Leinwand bis hin zu seinen Bronzeskulpturen, Mirós Kreativität erreichte verschiedene Dimensionen. Seine Werke stellen ein lebendiges und unverzichtbares Vermächtnis dar, das ein Vorher und ein Nachher in der Geschichte der zeitgenössischen Kunst markiert und ihn zu einer zentralen Figur macht, die auch heute noch den künstlerischen Werdegang neuer Künstlergenerationen beeinflusst und durch ihre geistreiche Originalität das Publikum in ihren Bann zieht.

 

Bild 5, 6 und 7: NEUE HORIZONTE MIRÓ (Ausstellung 2023), Museum: Zentrum Paul Klee, Bern, Switzerland, Fotocredit: ©CRIS / April, 2023, Zentrum Paul Klee Bern, Schweiz.

 

Wer mehr Blogtexte von Cris lesen möchte, gelangt hier zu seinem White Canvas-Blog über «Die Geschichte hinter jedem Kunstwerk».