Plattform statt Galerie?

22.02.2022
Cécile Fuchs

Warum eine Kunstplattform, wenn es doch Galerien gibt?

Eine berechtigte Frage, sind Galerien doch im klassischen Sinne wirtschaftliche Vertreterinnen von Künstler:innen.  

Schauen wir in der Geschichte zurück, kam, ausgehend von der Renaissance, mit dem Goldenen Zeitalter nebst dem Handel mit Lebensmitteln auch erstmals der Handel mit Kunst auf den Märkten der Niederlande auf. Kleinformatige Tafelbilder von Künstler:innen aus der Region zeigten erstmals das tägliche Leben der Bewohnerinnen und Bewohner. Oftmals mit moralisch konnotierten Symbolen und Allegorien und deren Attributen versehen, versuchten die Künstler:innen über die Bilder entweder, das Leben zu erleichtern im Klatsch und Tratsch oder es galt der Erziehung der Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wenn man die Bilder dieser Zeit genau studiert und die Codierung versucht zu entschlüsseln, kann man den Tratsch und den Zeigefinger auch heute noch erkennen und muss teilweise schmunzeln. Das Interesse der Bürger und Bürgerinnen wuchs somit, galten doch die Bilder in der florierenden Zeit des goldenen Zeitalters auch als Dekoration ihrer Häuser. Die Nachfrage an den Kunstwerken stieg enorm, die Produktion lief auf Hochtouren, sodass dann der erste Kollaps auch in diesem Handelssegment verzeichnet werden konnte. Heute können Bruegel, Vermeer, Pieter de Hooch, Jan Steen, Judith Leyster und nicht zuletzt Rembrandt van Rijn für Millionen gekauft werden.  Der Kunsthandel in seinen frühesten Zügen war geboren.  

Einige Jahrzehnte, gar Jahrhunderte später sorgten dann wichtige Vertreter der ersten industriellen Revolution dafür, dass einzelne Künstler:innen ganz besonders hervorstachen und Werke an die Frau und den Mann gebracht wurden. Allen voran Industrielle, die durch ihren Reichtum ihr Heim schmücken wollten. Mit diesen Werken wurde an Auktionen, die bis dato für Möbel, Juwelen und andere teure Güter bestimmt waren, gehandelt. Einige Idealisten mit gutem Riecher und noch besserer Vernetzung in die jeweilige Kunstszene, hingen ihren sicheren Job an den Nagel und investierten ihre Zeit und Geld für Künstler:innen. Ein junger Mann war Daniel Henry Kahnweiler der früh schon von Stuttgart nach Paris auswanderte um da junge, unbekannte Künstler durch Exklusivverträge an sich zu binden. So gilt er als Entdecker und Förderer von vielen, heute weltberühmten, hoch geadelten und gehandelten Künstlern wie u.A. Pablo Picasso und Georges Braque, die den Kubismus entwickelten und so die Kunstgeschichte massgeblich änderten. Der Beruf des Galeristen war geboren.  

Nun, ein paar weitere Revolutionen später, befinden wir uns inmitten der digitalen Revolution, die mit ihrem plattformbasierten Kunsthandel jedem einen fairen Zugang zur Kunst bietet. Wir haben aus der Geschichte gelernt und gesehen, dass Künstler:innen für sich einstehen und mündig sein wollen. Ihre Arbeit als Beruf ansehen und ihr Business selbst in der Hand haben wollen. Ohne Galerien, die ihr Schaffen beeinflussen und Abhängigkeiten schaffen. Wir denken zwar an den Handel im Goldenen Zeitalter mit den Markständen und dem Feilschen, doch die Diversität ist etabliert sich immer mehr. Wir können so gemeinsam die Welt verändern, einen Drall in die Entwicklung geben und denen eine Plattform und Stimme geben, die unter den Marktschreiern unter gehen.  

Wir stehen ein für jede künstlerische Form und jeden Ausdruck. Gemeinsam machen wir den (r)evolutionären Schritt für Chancengleichheit. Folgst du uns?

 

Bildnachweis: Genremalerei “The well-stocked kitchen, with Jesus in the house of Martha and Mary in the background”. Joachim Bueckelaer, 1566. Rijksmuseum Amsterdam